Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V26
DOI: 10.1055/s-2004-835195

Verändern Neosynephrin 10% Augentropfen die retinalen Arterien?

KE Kotliar 1, IM Lanzl 1
  • 1Technische Universität München, Augenklinik rechts der Isar

Zielsetzung: Neosynephrin als Sympatomimetikum ist in der Augenheilkunde als Mydriatikum weit verbereitet. Bei der Substanz handelt sich außerdem um ein potentes Vasokonstriktivum, wie an der Weißfärbung der Bindehaut nach Applikation zu erkennen ist. Wir untersuchen in dieser Studie, ob eine einmalige Applikation von Neosynephrin 10% Augentropfen die Durchmesser retinaler Astarterien verändert.

Patienten und Methode: Dynamische Änderungen in Durchmesser retinaler Astarterien von 10 gesunden jungen Probanden wurden mittels Retinal Vessel Analyzer (RVA) automatisch on-line gemessen und im Zeitverlauf untersucht. Nach dem Eintropfen von Neosynephrin 10% oder künstlichen Tränen (Kontrolle) in ein zufällig gewähltes Auge wurde der Verlauf der Gefäßdurchmesser während insgesamt 30 Minuten erfasst. An einem anderen Tag wurde die Messung mit der jeweils anderen Tropfanordnung wiederholt.

Ergebnisse: Kontrollgruppe: 3 Probanden wiesen eine signifikante Änderung des Blutdrucks auf, aber keine Änderungen im Gefäßdurchmesser. Die anderen wiesen keine Änderungen in allen Parametern auf.

Neosynephrin 10% Gruppe: signifikante Änderung des Blutdrucks bei 2 Probanden; bei 7 Probanden keine signifikante Änderung des Blutdrucks (4 Gefäßkonstriktionen von 6,9%±3,7% (p<0,01) nach 13,1±3,3 min; 2 nicht signifikanten Änderungen im Gefäßdurchmesser (p=0,2) im Vergleich mit Baseline, 1 Gefäßdilatation von 6,8% nach 11,2min; 1 Proband wies eine signifikante Senkung im Blutdruck und eine Gefäßkonstriktion auf.

Schlussfolgerungen: Die Durchmesser retinaler Astarterien veränderten sich nach Applikation von Neosynephrin 10% nicht signifikant. Geringe systemische Veränderung des Blutdrucks konnten festgestellt werden. Die erzeugte systemische Blutdruckschwankung ist wahrscheinlich zu gering um bei den meisten Probanden autoregulative Mechanismen und damit Durchmesseränderungen retinaler Astarterien hervorzurufen. Einige Probanden wiesen jedoch eine Konstriktion oder eine Dilatation der Astarterien zum Ausregeln der veränderten Anforderung auf.