Zielsetzung: In der Katarakt- und refraktiven Chirurgie kommt der präoperativen Auswahl einer geeigneten
Intraokularlinse (IOL) eine große Bedeutung zu. Während die überwiegende Mehrzahl
aller Fälle in Biometrie und IOL-Berechnung mit heutigen Messtechniken und Rechenverfahren
gut beherrschbar ist, stellen manche Problemaugen immer noch eine besondere Herausforderung
dar. Hierzu gehören u.a. Augen, die in Form und/oder Dimensionen vom Durchschnitt
abweichen. Zum einen betrifft dies abweichende Hornhautformen – etwa nach keratorefraktiver
Chirurgie –, zum anderen Augen mit extremen Achsenlängen. Die biometrische Behandlung
solcher Augen soll im Folgenden unter Beschränkung auf lange und kurze Augen beschrieben
werden.
Patienten und Methoden: Mit klinischen Beispielen werden die zur Verfügung stehenden biometrischen Messmethoden
hinsichtlich Ihres Einsatzes bei langen und kurzen Augen diskutiert. Gleiches gilt
für die Weiterverarbeitung der klinischen Messwerte in verschiedenen Verfahren zur
Berechnung des IOL-Brechwerts. Anhand von postoperativen Ergebnissen für zwei populäre
Intraokularlinsen (Alcon SA60, n=320; AMI SI40, n=771) wird die Achsenlängenabhängkeit
moderner IOL-Formeln demonstriert.
Ergebnisse: Bei Problemaugen sind optische Biometrie und Ultraschall-Immersions-Biometrie der
immer noch häufig eingesetzten Kontaktbiometrie definitiv überlegen. Die gleichermaßen
populäre SRK II-Formel liefert deutlich schlechtere Ergebnisse als moderne analytische
Algorithmen. In nanophthalmischen Augen ergeben die Formeln von Hoffer (HofferQ) und
Haigis die besten Resultate. Prinzipiell sollten in Problemaugen nur Linsen eingesetzt
werden, für die optimierte, personalisierte Linsenkonstanten vorliegen.
Schlussfolgerungen: Die heute verfügbaren Techniken in Biometrie und IOL-Berechnung erlauben prinzipiell
auch bei Problemaugen gute postoperative Ergebnisse. Die SRK-II-Formel und Kontakt-Ultraschall
sind hierbei allerdings fehl am Platz.