Rehabilitation (Stuttg) 2005; 44(2): 107-112
DOI: 10.1055/s-2004-834741
Aus der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chancen und Erfolge der Ausbildung von behinderten Jugendlichen in Betrieb und Berufsschule - Ergebnisse des BAR-Modellprojekts „REGIonale NEtzwerke zur beruflichen Rehabilitation (lern-)behinderter Jugendlicher (REGINE)”

Chances and Successes of Vocational Training of Disabled Youth in Firm and Vocational School -Findings of the BAR-Pilot Study „Regional Networks for Vocational Rehabilitation of (Learning-) Disabled Juvenile (REGINE)”H.  Faßmann1 , E.  Lenk2 , R.-J.  Maier-Lenz2 , R.  Steger1
  • 1Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (IfeS)
  • 2Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
24. März 2005 (online)

Zusammenfassung

Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) gab 1989 den Anstoß zum Modellprojekt „REGINE”. Erprobt werden sollte die Möglichkeit, insbesondere lernbehinderte Jugendliche unter „normalen” Bedingungen in Betrieb und Berufsschule auszubilden und sie dabei durch einen Bildungsträger zu fördern. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse der Begleitforschung hat das Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bereits im Dezember 2003 veröffentlicht. Sie ermutigen dazu, die Möglichkeit einer betrieblichen Rehabilitation bei der Erstausbildung stärker als bisher zu nutzen. Von den Jugendlichen des ersten REGINE-Modelljahrgangs haben mehr als die Hälfte ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Fast 40 % wurden vom Ausbildungsbetrieb übernommen, und 12,8 % fanden in einem anderen Betrieb eine Stelle. Im zweiten Modelljahrgang zeichneten sich noch bessere Ergebnisse ab. Die entsprechenden Zahlen betragen hier 47,1 % und 32,4 %. Die Erfolge sprechen, insbesondere angesichts der schwierigen Arbeitsmarktsituation, für diesen Lernort. Selbst in Zeiten eines spürbaren Rückgangs der Ausbildungsbereitschaft von Betrieben scheint es möglich, Jugendliche mit Behinderungen am Lernort erfolgreich und kostengünstig auszubilden, wenn eine individuelle Unterstützung sowohl der Jugendlichen als auch der ausbildenden Betriebe sichergestellt werden kann. Die „Betriebliche Ausbildung und rehaspezifische Förderung durch einen Rehabilitationsträger” hat in allen drei Projektphasen „Vorbereitung der Berufsausbildung”, „wohnortnahe Ausbildung im dualen System” und „Nachbetreuung/Übergangshilfen” die Notwendigkeit einer sorgfältigen Ausbildungsvorbereitung deutlich werden lassen. Es ist daher als ein wichtiges Teilergebnis des Modellprojekts zu werten, dass früher, intensiver und planmäßiger als bisher mit berufsorientierenden Maßnahmen in der Schule begonnen werden muss, um die Auswahl der Teilnehmer für diese Form der betrieblichen Ausbildung passgenauer zu gestalten. Als „Achillesferse” des neuen Lernorts erwies sich die berufstheoretische Ausbildung in den Berufsschulen. In der Regel wurde sie den Bedürfnissen von lernbehinderten Auszubildenden nicht gerecht. Diese Defizite mussten von den Bildungsträgern kompensiert werden. Damit finanziert allerdings die Arbeitsverwaltung Leistungen, die eigentlich Pflichtaufgaben der Kultusadministration sind.

Abstract

The pilot study „REGINE” was realized on initiative of the Federal Rehabilitation Council (BAR) to test the opportunities of vocational training of learning-disabled youth under „normal” conditions: That means the young people are trained in firms and regular vocational schools, and - while doing so - are supported by educational institutions. The project was finished successfully. The results of the evaluation, realized by the Institute for Empirical Sociology at the University of Erlangen-Nürnberg were already published in December 2003. They encourage making use of the opportunities of in-firm vocational training of disabled youth more frequently. More than half of the participants of the first REGINE-cohort successfully finished their vocational training. Nearly 40 % were taken over by the firm that provided vocationally trained, and 12.8 % found a job in another company. The second cohort showed even better results: the corresponding rates are 47.1 and 32.4 %. This success speaks in favour of this place of vocational training, particularly considering the difficult job situation. It seems to be possible, that disabled youth are successfully and cost-effectively trained vocationally, if an individual support of both youth and firms can be provided. Prerequisite for this is a conscientious preparation of the vocational training, which may already begin in the last classes of school. „Achilles heel” of the new place of vocational training for disabled youth is the theoretical training in regular vocational schools which usually can not meet the needs of the learning-disabled. These shortcomings had to be compensated by special educational institutions which are not financed by educational administration but by employment agencies (which actually have no jurisdiction over this kind of duties).

Literatur

  • 1 Faßmann H, Lechner B, Steger R, Zimmermann R. „REGIonale NEtzwerke zur beruflichen Rehabilitation (lern-)behinderter Jugendlicher (REGINE)” - Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung einer Modellinitiative der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation. Forschungsbericht F 311. Bonn: Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, 2004 - auch verfügbar unter URL: http://www.bmgs.bund.de/download/broschueren/FC311.PDF
  • 2 Faßmann H, Steger R (Bearb.). Ausbildung behinderter Jugendlicher in Betrieb und Berufsschule - Chancen, Erfahrungen, Grenzen. Frankfurt/M; Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation 2004
  • 3 Faßmann H, Lechner B, Steger R. Qualitätsstandards für den Lernort „Betriebliche Berufsausbildung und rehaspezifische Förderung durch einen Bildungsträger” - Ergebnisse einer Modellinitiative der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation „REGIonale NEtzwerke zur beruflichen Rehabilitation (lern-)behinderter Jugendlicher (REGINE)”. Materialien aus dem Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 2003 (4) - auch verfügbar unter URL: http://www.ifes.uni-erlangen.de/pub/pdf/m_4_2003.pdf

Dr. rer. pol. Hendrik Faßmann

Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Marienstraße 2

90402 Nürnberg

eMail: Hendrik.Fassmann@ifes.uni-erlangen.de

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