Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P591
DOI: 10.1055/s-2004-833454

Die endovaskuläre Behandlung okzipitaler arteriovenöser Malformationen mit Onyx®

B Kis 1, W Weber 1, S Nickel 1, P Jans 1, R Laumer 1, P Berlit 1, D Kühne 1
  • 1(Essen)

Zielsetzung: Darstellung der kombinierten endovaskulär-neurochirurgischen (und -radiochirurgischen) Therapie okzipitaler arteriovenöser Malformationen (oAVM). Die oAVM wurden mit dem flüssigen Embolisat Onyx® behandelt.

Material und Methoden: Zwischen 12/2001 und 12/2003 wurden 72 Patienten (Pt.) mit einer zerebralen AVM mit diesem Embolisat behandelt. Davon waren bei 11 Pt. (7 M, 4 W, Alter: 22–64 Jahre) 12 AVM in okzipitaler Lokalisation. Ein Gesichtsfelddefekt (GFD) war vor Therapiebeginn bei 3 Pt. vorhanden: Quadrantenanopsie (QA) 2, Hemianopsie (HA) 1. Die oAVM wurden symptomatisch durch Kopfschmerzen in 6 Pt., durch fokale oder generalisierte epileptische Anfälle in 4 Pt. und durch eine intrazerebrale Blutung in 1 Pt. Das durchschnittliche oAVM-Volumen betrug 6,7ml (nach Pasqualin, 1991).

Ergebnisse: Drei oAVm konnten kurativ embolisiert werden, 8 wurden kombiniert endovaskulär-neurochirurgisch kurativ behandelt. Die radiochirurgische Therapie einer oAVM ist noch nicht abgeschlossen. Die mittlere Verschlussrate nach Embolisation lag bei 91%. Die postoperative Katheterangiographie wies in allen Fällen eine vollständige Entfernung der oAVM nach. Postinterventionell (n=11) war bei 5 Pt. der klinische Zustand unverändert, eine Verschlimmerung war bei 6 Pt. zu beobachten (neuer minimaler GFD: 1, neue QA: 3, neue HA: 1, Verschlechterung QA zur HA: 1). Postoperativ (n=8) zeigten sich 3 Pt. unverändert, bei 1 Pt. nach postinterventioneller ICB eine Verbesserung (von HA zur QA) und bei 3 Pt. eine Verschlechterung (neue QA: 1, von QA zur HA: 2). In 4 Fällen war der GFD klinisch stumm ohne funktionelle Einschränkung des Pt. und konnte nur mittels Perimetrie objektiviert werden. Bei einem Pt. war nach 5 Monaten eine QA nicht mehr nachweisbar. Die Daten der 6-Monats-Verlaufsuntersuchungen werden aktuell erhoben.

Zusammenfassung: Die beschriebene Behandlungsstrategie unter Verwendung des flüssigen Embolisats Onyx® erlaubt eine kurative Behandlung in allen endovaskulär und kombiniert endovaskulär-neurochirurgischen Fällen. Die Verschlechterung des Gesichtsfeldes in 8 Pt. sowohl nach der Embolisation als auch postoperativ ist Therapie-immanent. Klinisch manifeste GFD (QA: 1, HA: 4) waren nach Abschluss der Therapie in 5 Pt. fassbar, wobei in 3 Fällen ein GFD vorbestand. In 3 Pt. gelang die kurative Behandlung der eloquent lokalisierten oAVM ohne verbleibendes Defizit.