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DOI: 10.1055/s-2004-833402
Behandlungseffekte auf Verhaltensstörungen, psychotische und somatische Symptome bei Patienten mit Demenz: Ein Vergleich zwischen Melperon und Risperidon (Risperdal)
Hintergrund: Bei etwa 80–90% der Demenz-Patienten treten im Krankheitsverlauf psychotische Symptome, Aggressivität und weitere Verhaltensstörungen auf, durch die die Patienten erheblich beeinträchtigt werden und häufig Grund einer frühzeitigen Heimeinweisung sind. Bisher wurden derartige Symptome häufig mit niederpotenten Neuroleptika behandelt.
Methodik: In einer prospektiven, offenen, multizentrischen Anwendungsbeobachtung wurden ambulante demente Patienten, für die der behandelnde Arzt aufgrund von psychotischen Symptomen, Aggressivität und weiteren Verhaltenstörungen eine Behandlung mit Risperidon oder Melperon indiziert sah, an den Tagen 1,15,22 und 28 untersucht. Aggressivität, Misstrauen, sozialer Rückzug, Wahn und Halluzinationen wurden auf einer 5-stufigen Skala erfasst. Des Weiteren wurden Sturzhäufigkeit, Tagesmüdigkeit, Nachtwachheit, Schwindel und Gangunsicherheit analysiert.
Ergebnisse: 302 Patienten mit Demenz wurden mit Risperidon (N=194) oder Melperon (N=108) behandelt. Die Gruppen zeigten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Diagnose und Demographie. Die mittleren Tagesdosen waren für Risperidon 1,3mg und für Melperon 60,7mg. Misstrauen, Wahn und Halluzinationen verbesserten sich in der Risperidon-Gruppe signifikant (p<0,05) gegenüber der Melperon-Gruppe, für Aggressivität zeigt sich eine ähnliche Tendenz (p=0,068). Tagesmüdigkeit, Schwindel und Gangunsicherheit nahmen in der Risperidon-Gruppe gegenüber der Melperon-Gruppe signifikant ab. Das Sturzrisiko war in der Risperidon-Gruppe 4-fach geringer als in der Melperon-Gruppe. Im globalen Gesamturteil wurde die Behandlung mit Risperidon von Ärzten, Patienten und Bezugsperson als signifikant wirksamer eingestuft. Unerwünschte Ereignisse waren unter Risperidon seltener (7,2%) als unter Melperon (14,8%). Gering ausgeprägte extrapyramidale Störungen waren in beiden Gruppen selten. Zerebrovaskuläre Ereignisse traten weder unter Risperdal noch unter Melperon auf.
Schlussfolgerung: In dieser Untersuchung war Risperidon gegenüber Melperon bei dementen Patienten hinsichtlich der Verbesserung von psychotischen Symptomen, Aggressivität sowie somatischen, mit Demenz assoziierten Symptomen und hinsichtlich der Abnahme des Sturzrisikos deutlich überlegen.