Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P474
DOI: 10.1055/s-2004-833335

Langzeittherapie mit Temozolomid bei Patienten mit hoch malignen Gliomen – Machbarkeit und Verträglichkeit

T Jauch 1, P Hau 1, U Bogdahn 1
  • 1(Regensburg)

Einleitung: Patienten mit malignen Gliomen haben ein schlechte Prognose mit medianen Überlebenszeiten von 12 Monaten beim Glioblastom. Studien mit Temozolomid in der Ersttherapie des Glioblastoms (Stupp et al., 2003) und im Rezidiv (Yung et al., 1998) haben vielversprechende Ergebnisse bezüglich der Überlebenszeit und der Verträglichkeit bei Langzeitapplikation erbracht, da Temozolomid praktisch keine kumulative Toxizität aufweist.

Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden in Deutschland praktizierende Neuroonkologen nach ihren Behandlungsstrategien bei Patienten mit hoch malignen Gliomen befragt. Insbesondere wurde mittels eines standardisierten Fragebogens nach einer Therapie mit Temozolomid gefragt, sofern die erfassten Patienten mindestens 12 Zyklen Temozolomid erhalten hatten oder mindestens 12 Monate mit der Substanz behandelt wurden.

Ergebnisse: Von den Neuroonkologen, die an der Datenerfassung teilnahmen, meldeten 32 Patienten mit malignen Gliomen, die nach den oben genannten Kriterien behandelt wurden. Insgesamt wurden 90 Patienten mit diesen Kriterien (Glioblastom, n=51; anapl. Astrozytom, n=88; anapl. Oligodendrogliom oder Oligoastrozytom, n=11) gemeldet. Von diesen Patienten erhielten 33 Temozolomid in der Ersttherapie, 60 im Rezidiv. Die meisten Patienten wurden mit 150–200mg/m2 KOF über 5 Tage in 4wöchigen Zyklen behandelt, einige Patienten erhielten bereits während der Strahlentherapie 75mg/m2 KOF täglich. In der Primärtherapie wurden im Median 14 Zyklen (range, 3 bis 40) über einen Zeitraum von 60 Wochen (range, 48 bis 160) appliziert. In der Rezidivtherapie erhielten die Patienten im Median 14 Zyklen (range, 11 bis 40) über einen Zeitraum von 63 Wochen (range, 44 bis 160). Die Verträglichkeit war gut. Die Verträglichkeitsdaten müssen aufgrund der retrospektiven Analyse allerdings mit Vorsicht interpretiert werden.

Diskussion: Trotz der retrospektiven Natur der Analyse zeigt sich, dass Temozolomid über längere Zeiträume mit guter Verträglichkeit appliziert werden kann. Dabei erreichen einzelne Patienten progressionsfreie Zeiten von bis zu 160 Wochen sowohl in der Primärtherapie als auch im Rezidiv. Bei Patienten mit PR oder SD erscheint deshalb die Fortführung der Chemotherapie bis zum Progress überlegenswert.