Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P461
DOI: 10.1055/s-2004-833322

Bedeutung des solublen Interleukin 4-Rezeptors als prognostischer Marker für den klinischen Verlauf bei MS-Patienten

K Retzlaff 1, BS Kühne 1, S Mannes-Keil 1, P Frielingshaus 1, J Kraus 1, G Foerster 1, CV Burger 1, M Kaps 1, P Oschmann 1
  • 1(Gießen, Marburg, Münster)

Einleitung: Die Wirkung einer Interferon beta-Therapie bei Patienten mit schubförmig-remittierend verlaufender Multiple Sklerose (RR-MS) konnte bereits in vielfachen Studien belegt werden. Allerdings zeigt sich in der Praxis bei jedem Patienten eine unterschiedliche Wirksamkeit der Therapie. Mit dem Ziel einen immunologischen Parameter zu finden, der eine Prognose bezüglich des Therapieverlaufes ermöglicht, untersuchten wir die Proteinkonzentration des Interleukin 4-Rezeptors (sIL4-R) in Bezug auf klinische Daten.

Material und Methoden: Wir haben eine prospektive, nicht-randomisierte Studie mit zwei parallelen Gruppen (50 untherapierte, 40 IFN-β therapierte Patienten mit RR-MS) über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten durchgeführt. In drei- monatlichen Abständen wurden Blutproben abgenommen und eine neurologische Untersuchung mit Erhebung des EDSS-Scores durchgeführt. Zusätzlich haben wir an einem Zeitpunkt Blutproben von 20 gesunden Probanden gesammelt, welche nach Alter und Geschlecht den Patienten angeglichen sind.

Die Bestimmung der Konzentration im Serum erfolgte mittels ELISA.

Ergebnisse: Beim Vergleich der Baseline-Werte zeigte sich ein deutlich erhöhtes Level der Proteinkonzentration bei den MS-Patienten gegenüber der Gruppe der Gesunden (p=0.0043). Bei Betrachtung der erhobenen klinischen Daten ergab sich eine positive Korrelation mit der Anzahl der Schübe in den letzten zwei Jahren vor Studienbeginn, d.h. Anstieg der Proteinkonzentration mit zunehmender Schubanzahl (rs=0,27295; p=0,0097). Des Weiteren fanden wir das Risiko für ein Auftreten von Schüben für sIL4-R 1000 pg/ml (Baseline) signifikant erhöht (Logistische Regression: p=0,0044; odds ratio 4,577), gleichzeitig weisen aber diese Werte auf eine schhlechte IFN-Response hin (p=0,0231; odds ratio 0,333).

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass sIL4-R ein prognostischer Marker für den klinischen Verlauf darstellen könnte. Auch scheint dieser immunologischer Parameter ein besonders therapiebedürftiges Risikokollektiv zu charakterisieren, welches allerdings schlecht auf eine Therapie mit Interferonen anspricht. Daraus stellt sich die Frage, ob solche Patienten von einer primären Einstellung auf ein hochdosiertes Interferon bzw. Mitoxantron profitieren würden.