Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-833318
Retroorbitale Raumforderungen als Differentialdiagnose zur Retrobulbärneuritis?
Ein seit 4 Monaten bestehender, nichtschmerzhafter, einseitiger Visusverlust bei einer 36-jährigen Frau führte nach unauffälliger augenärztlicher Diagnostik zur stationären Aufnahme. Eine direkt nach dem Auftreten veranlasste ambulante Diagnostik hatte inklusive Schädel-CT keinen Tumorverdacht erbracht.
Bei Aufnahme wurden zusätzlich zum Visusverlust des rechten Auges lediglich eine leichte Erschöpfbarkeit und ein intermittierender Dreh- und Schwankschwindel geklagt. Klinisch neurologisch fiel neben der Visusstörung rechts lediglich eine diskrete Hypästhesie im 2. Trigeminusast rechts auf. Der übrige klinisch-neurologische Status war unauffällig.
Die laborchemischen Parameter waren sämtlichst im Normbereich, die Liquordiagnostik war unauffällig und elektrophysiologisch fielen lediglich ein pathologisches foveales VEP rechts bei fehlenden Potentialen und eine zentrale axonale Läsion im 4-Kanal-Tibialis-SEP auf. Die übrige Diagnostik war unauffällig.
Nach Infektausschluss wurde eine Hochdosis-Cortisontherapie i.v. unter der Verdachtsdiagnose einer Retrobulbärneuritis bei typischem Manifestationsalter und noch ausstehendem Schädel-MRT und oligoklonalen IgG-Banden im Liquor verabreicht.
Im cranialen MRT Darstellung einer KM-anreichenden Raumforderung der Fossa pterygopalatina mit Ausdehnung bis zum Orbitatrichter. Es werden die daraus resultierenden Differentialdiagnosen diskutiert. Durch die Tumorexstirpation in Zusammenarbeit der Klinik für Neurochirurgie und Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde der Martin-Luther-Universität wurde ein schlecht differenziertes, nicht verhornendes Plattenepithelkarzinom der Nasennebenhöhlen und Orbita (T3/4 N2c M0 Stadium IVB) diagnostiziert. Die weiterführenden Therapien werden aufgeführt.