Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P401
DOI: 10.1055/s-2004-833263

Die Langzeitbehandlung mit Galantamin (Reminyl) verzögert die Symptomprogression bei Patienten mit Alzheimer-Demenz

K Hager 1, A Schreiner 1, A Schmitt 1
  • 1(Hannover, Neuss)

Hintergrund: Galantamin und andere Acetylcholinesterase-Inhibitoren (AChEI) sind Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der Alzheimer-Demenz (AD). Im Gegensatz zu anderen AChEI verbessert Galantamin zusätzlich die nikotinische Neurotransmission, die bei der AD erheblich gestört ist. Die vorliegende Studie präsentiert die Langzeitergebnisse einer nationalen Langzeitstudie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Galantamin zur Behandlung der AD.

Methodik: In einer offenen multizentrischen, einarmigen Studie (initial Phase IIIb) wurden Patienten mit leicht- bis mittelgradiger AD (nach NINCDS-ADRDA-Kriterien) über 24 Monate mit Galantamin behandelt. Hauptziel war eine Verbesserung kognitiver Funktionen, die durch die Alzheimer's Disease Assessment Scale (ADAS-cog) bewertet wurden. Als sekundäre Wirksamkeitsparameter wurden die Aktivitäten des täglichen Lebens (B-ADL), das neurospsychiatrische Inventar (NPI) sowie der klinische Gesamteindruck (CGI) analysiert.

Ergebnisse: 86 Patienten (Altersdurchschnitt 71 Jahre; 64% Frauen) wurden mit einer Erhaltungsdosis von 16 oder 24mg Galantamin/Tag behandelt. Im ADAS-cog zeigte sich nach 3 und 6 Monaten eine signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen, nach 2 Jahren lag der Wert nur 2,5 Punkte unterhalb des Ausgangsniveaus. Im NPI-Score waren die Verhaltensstörungen nach 3, 6 und 12 Monaten signifikant gebessert und nach 2 Jahren nur knapp unterhalb des Ausgangsniveaus. Im B-ADL blieben die Alltagsfunktionen über 6 Monate stabil und veränderten sich über die 2-jährige Studiendauer gering unterhalb des Ausgangsniveaus. Im CGI wurde auch nach Studienende noch bei 55% der Patienten eine Verbesserung oder Stabilisierung festgestellt. Die Behandlung mit Galantamin wurde im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Übelkeit (6,4%), Schwindel (4,6%) und Kopfschmerzen (2,7%).

Diskussion: Die Resultate dieser Studie zeigen für die teilgenommenen Patienten unter Galantamin eine signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen und Verhaltensstörungen während des ersten Behandlungsjahres sowie eine erhebliche Verzögerung der erwarteten Symptomprogression (einschließlich der Alltagskompetenz) über die Gesamtdauer der Studie von 2 Jahren. Diese Ergebnisse weisen auf die klinische Relevanz der dualen Wirkungsweise von Galantamin mit verbesserter nikotinischer Neurotransmission hin.