Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P387
DOI: 10.1055/s-2004-833249

Cerebrale Fettembolie: vom Apallischen Syndrom bis zur schulischen Integration

D Maragakis 1, K Scheidtmann 1
  • 1(Bad Aibling)

Fettembolien treten bei der Mehrzahl der Patienten mit Frakturen der langen Röhrenknochen und intramedullären Operationen auf, verlaufen aber meistens inapparent. Eine seltene, lebensbedrohliche Komplikation ist das Fettembolie-Syndrom (FES), das meist innerhalb von 12–72 Stunden nach dem Trauma auftritt und gekennzeichnet ist durch respiratorische Dysfunktion, vorwiegend diffuse ZNS-Schädigung, sowie Haut- und Schleimhautblutungen. Die Mortalität bei schwerem FES liegt bei 22%.

Wir berichten über den Fall einer jungen Patientin mit FES mit schwerer kernspintomographisch dokumentierter zerebraler Beteiligung. Primär war die Patientin über Wochen in einem apallischem Syndrom mit schlaffer Tetraparese. Die primär prognostischen Aussagen waren allesamt aufgrund der dissiminierten cerebralen Läsionen infaust. Trotz intensiver übender und aktivierender Therapie incl. pharmakologischer Stimulation stellte sich zu Beginn nur eine zögerliche Besserung der Vigilanz und der aktiven motorischen Funktionen ein. Basierend auf einer konsequenten Fortführung der stationären Rehabilitation über insgesamt 13 Monate konnte die Patientin in die ambulante neurologische Rehabilitation für weitere 6 Monate überführt werden. Begründet durch die gute soziale Einbindung aber auch durch die konsequente ambulante Betreuung lebt die Patientin 4 Jahre nach dem Ereignis selbständig in einer beschützten Wohngruppe und knüpft an ihre Schulausbildung mit der Fachoberschulreife an.

Der vorliegende Fall zeigt, dass junge Patienten trotz ubiquitärer, in diesem Fall fettembolischer, zerebraler Schädigung durch eine konsequente intensive Rehabilitation über einen langen Zeitraum erheblich profitieren können.