Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P378
DOI: 10.1055/s-2004-833240

Isolierter Anteriorinfarkt: Präsentation, Läsion, und Prognose bei 11 konsekutiven Patienten

D Ulbricht 1, RJ Metz 1
  • 1(Esch-sur-Alzette, Luxemburg, LUX)

Einleitung: die Arteria cerebri anterior (ACA) versorgt die frontomediane Wand, anteroventrale Anteile der Basalganglien und den Balken. Ischämische Territorialinfarkte der ACA (ATI) sind selten, etwa 1% aller Territorialinfarkte.

Patienten und Methoden: bei 11 konsekutiven Patienten nutzten wir unsere Standarddiagnostik bei akutem ischämischem Infarkt: Kernspintomographie (MRI) inklusive Diffusionsbildgebung (DWI), extra- und transkranieller Doppler, EKG, EEG, Transösphageale Echokardiographie, Langzeit-EKG und ausführliches Labor. Der akute ATI wurde klinisch vermutet und mit der DWI nachgewiesen. Läsionen in Assoziation mit neurochirurgischen Pathologien waren ausgeschlossen. Die Nachbeobachtung reichte von 6 Monaten bis 3 Jahren.

Resultate: das mittlere Alter unserer Patienten betrug 64 Jahre (Spanne 23–85). 8 waren Frauen, 3 Männer. Akute Präsentation waren akinetischer Mutismus (langdauernd n=1, Minuten n=5), krurale Hemiparese (n=3), plötzliche Apathie (n=1), plötzlich unpassendes Verhalten (n=1), und Apathie mit akuter Diarrhöe (n=1). Eine Parese war bei 3 Patienten führend, und beinbetont. Eine gestörte Initiation von Sprache und kontralateraler Bewegung fand sich bei 7 Patienten. Die Läsionen waren bei 8 Patienten links-, bei 3 Patienten rechtsseitig. Wir sahen keine beidseitigen Läsionen. Die Ätiologie entsprach der des Mediainfarkts. Bei 7 Patienten lag der Läsionschwerpunkt im rostralen Anteil des anterioren cingulären Kortex (ACC) im typischen Versorgungsgebiet der A. callosomarginalis. Im weiteren Verlauf dominierten meist mildere Störungen der Exekutivfunktionen sowie der Sprach- und kontralateralen Bewegungsinitiation. Sie bedingten die meist die Behinderung im Alltag (n=8), während eine alltagsrelevante Parese selten war (n=3). 7 Patienten erreichten eine Unabhängigkeit im Alltag. Eine Balkenbeteiligung lag bei 5 Patienten vor, davon blieben 4 abhängig.

Diskussion: der ATI präsentierte sich in unserer Serie eher mit Verhaltensstörungen oder Problemen komplexer motorischer Integration, passend zum Läsionsschwerpunkt im ACC. Das „typische Bild“ einer beinbetonten kontralateralen Hemiparese erscheint eher als Ausnahme. Die Prognose wird durch eine Balkenbeteiligung verschlechtert, scheint aber sonst hinsichtlich der Autonomie recht günstig.