Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P351
DOI: 10.1055/s-2004-833213

Die Bedeutung von Homocystein und hsCRP für arteriosklerotische Veränderungen in verschiedenen Stromgebieten

U Scherpinski 1, C Schulze Horn 1, H Bickel 1, H Gnahn 1, B Conrad 1, D Sander 1
  • 1(München, Ebersberg)

Einleitung: Das Modellprojekt INVADE erfasst, basierend auf einer populationsbasierten Langzeituntersuchung, neben den anerkannten Risikofaktoren auch sogenannte „neuere“ vaskuläre Risikoindikatoren wie Homocystein, hsCRP und die Intima-Media-Dicke (IMT). Im folgenden soll die Bedeutung zwischen Homocystein und hsCRP in Hinblick auf eine potentielle Indikatorfunktion für arteriosklerotische Gefäßwandveränderungen dargestellt werden. Dazu werden arteriosklerotische Veränderungen unterschiedlicher Lokalisationen (KHK, ABI und IMT) miteinander verglichen.

Methode: Das Modellprojekt wird in Zusammenarbeit mit der AOK Bayern durchgeführt und beschäftigt sich mit Maßnahmen zur Primärprävention von Schlaganfall und Demenz. Im Rahmen der Screeninguntersuchung wurde bei allen Teilnehmern u.a. das Homocystein (HPLC-Methode) und hsCRP bestimmt sowie eine ABI-Messung und eine Duplexsonographie der Halsgefäße durchgeführt. Die Auswertung erfolgte bei n=3701 Teilnehmern. Der Altersmittelwert lag bei 69,3 (41% männlich). Unter Verwendung der multivarianten logistischen Regression wurde eine Korrelation mit KHK, ABI<0,9 und IMT >1mm durchgeführt. Das Vorliegen einer Atherosklerose wurde definiert als Nachweis eines ABI<=0,9, einer IMT >=1mm oder dem Vorliegen einer KHK.

Ergebnis: In der univarianten Analyse fand sich eine signifikante Korrelation sowohl zwischen pathologischen Homocysteinwerten (<12µmol/l), als auch hsCRP-Werten und der IMT >=1 (p<0,0001) sowie dem ABI und der KHK. Nach multifaktorieller Korrektur für konventionelle Risikofaktoren ließ sich lediglich noch eine Korrelation für Homocystein (>12µmol/l) sowie hsCRP (>0,3mg/dl) und einem ABI >0,9 p=0,0002,(Odds ratio 1,47[95% CI 1,2–1,8]) nachweisen.

Schlussfolgerung: Die Bedeutung des Homocysteins und hsCRP für arteriosklerotische Veränderungen wird derzeit noch kontrovers diskutiert. Unsere Ergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer Homocysteinkonzentration >12µmol/l und einem hsCRP >0,3mg/dl mit dem Vorliegen eines ABIs <=0,9, als Hinweis auf ein erhöhtes Arterioskleroserisiko der peripheren Gefäße. Da für die IMT als Frühindikator für eine beginnende Arteriosklerose in der A. carotis interna kein Zusammenhang besteht, ist davon auszugehen, dass der Entwicklung von arteriosklerotischen Läsionen in den unterschiedlichen Stromgebieten offensichtlich verschiedene Pathomechanismen zugrunde liegen.