Fragestellung: Die transitorisch ischämische Attacke (TIA) ist ein Risikofaktor für den ischämischen
Schlaganfall (IS). Beide sind Beispiele einer gefährlichen Durchblutungsstörung des
Gehirns. Ob TIAs und ISs eine ätiologische Einheit darstellen wird jedoch diskutiert
und war Ziel dieser Analyse.
Methoden: Konsekutiv wurden in vier Berliner Krankenhäusern Patienten mit ihren klinischen
Symptomen erfasst, welche in der Rettungsstelle die Diagnose einer akuten zerebralen
Durchblutungsstörung erhielten. Die initiale Diagnose wurde anhand von Arztbriefen
kontrolliert. Aus dem Arztbrief wurden auch die diagnostischen Untersuchungsergebnisse
übernommen, anhand derer eine ätiologische Zuordnung nach den TOAST- Kriterien erfolgte.
Vaskuläre Risikofaktoren wurden von den Patienten erfragt.
Ergebnisse: Die klinischen Symptome, Risikofaktoren und Ätiologien von 143 TIA- Patienten (64±14
Jahre) wurden mit 405 Schlaganfall-Patienten (68±13) verglichen. Der Vergleich zeigte
signifikante Unterschiede. Patienten mit der Entlassungsdiagnose TIA hatten als klinische
Symptome signifikant seltener eine Schwäche oder Sensibilitätsstörung aber häufiger
nicht kategorisierte Beschwerden (Abb. 1).
Es bestand kein Unterschied zwischen den Patientengruppen hinsichtlich der Risikofaktoren,
arterieller Hypertonus, Diabetes, Hypercholesterinämie, Nikotinabusus, Herzrhythmusstörungen,
zurückliegender Schlaganfall, pAVK und zurückliegender Herzinfarkt. Jedoch hatten
TIA-Patienten häufiger eine positive Familienanamnese für den Schlaganfall (37% vs.
29%; p=0.08).
Hinsichtlich der Ätiologie nach TOAST-Kriterien wurden aus der TIA-Gruppe ein signifikant
kleinerer Anteil den Kategorien „Arteriosklerose großer hirnversorgender Arterien“
und „anderer definierte Ursachen“ (Gerinnungsstörungen, nicht-atherosklerotische Vaskulopathien)
zugeordnet. Andererseits war der Anteil aus der TIA-Gruppe an „ungeklärter Ätiologie“
signifikant höher als aus der IS-Gruppe (Abb. 2).
Schlussfolgerungen: Klinik und Ursachen von TIAs und ischämischen Schlaganfällen sind heterogen. In ihrer
Heterogenität unterscheiden sich TIAs von IS und beide stellen keine klinische Einheit
dar, obwohl sich die Verteilung der Risikofaktoren nicht wesentlich unterscheidet.
Eine differenzierte Ursachenforschung ist bei beiden Erkrankungen erforderlich.
Klinisches Symptom
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TIA-Patienten (N=143)
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IS-Patienten (N=405)
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P-Wert
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Schwächegefühl
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71 (50%)
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255 (63%)
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p=0,007
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Taubheitsgefühl
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61 (43%)
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215 (63%)
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p=0,034
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Sehstörung
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52 (36%)
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106 (28%)
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p=0,068
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Sprachstörung
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64 (45%)
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202 (54%)
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p=0,068
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Schwindel/Übelkeit
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70 (49%)
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187 (50%)
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p=0,950
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Gangunsicherheit
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87 (61%)
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248 (66%)
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p=0,319
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Kopfschmerzen
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40 (28%)
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116 (31%)
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p=0,553
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Nackenschmerzen
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25 (18%)
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57 (15%)
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p=0,504
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Andere Beschwerden
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45 (32%)
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97 (24%)
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p=0,021
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TOAST
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TIA-Patienten (N=143)
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IS-Patienten (N=405)
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Arteriosklerose großer Arterien
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10 (7%)
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46 (11%)
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Kardioembolie
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34 (24%)
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100 (25%)
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Lakune/kleine Gefäße
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14 (10%)
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33 (8%)
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Andere definierte Ursache
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3 (2%)
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18 (4%)
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Ungeklärt
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82 (57%)
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180 (44%)
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Gruppenvergleich: P=0,037
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