Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P348
DOI: 10.1055/s-2004-833210

Verlegungsstrategie und DRG's – Kooperation statt Konfrontation

U Meyding-Lamadé 1, J Pilz 1, F Wallner 1, H Francisco 1, R Menzel 1, PA Ringleb 1, A Michel 1, J Sellner 1, C Schwark 1
  • 1(Heidelberg)

Unter DRG-Bedingungen sind Verweildauer und logistisch möglichst gut durchdachte Weiterverlegung akut neurologisch erkrankter Patienten von entscheidender ökonomischer Bedeutung. Das derzeitige Abrechnungssystem sieht im allgemeinen empfindliche Abschläge für Pat. vor, die vor Erreichen der mittleren Verweildauer in andere Akutkrankenhäuser verlegt werden. Bei Direktverlegung in eine neurologische Rehabilitationsklinik fallen diese Abschläge weg. Dies spielt für neurologische Akutkrankenhäuser der Maximalversorgung eine wichtige Rolle, um überhaupt dem Versorgungsauftrag nachkommen zu können.

Ziele der Studie waren es, das Weiterverlegungsverhalten in der Neurologischen Universitätsklinik zu analysieren und mögliche Ansatzpunkte zur Prozessoptimierung zu finden.

In unserer Klinik wurden von Juli 2002 bis Dezember 2003 weniger als 20% direkt in eine neurologische Reha-Klinik verlegt, die Mehrzahl der weiterzuversorgenden Pat. wurden in andere Akutkrankenhäuser verlegt.

Im zweiten Schritt analysierten wir die Bettenzahl und Wartezeiten der Reha-Kliniken. Hier fiel auf, dass genügend Plätze der sog. Phasen C und D vorhanden waren, begrenzte Ressourcen bestanden für schwerer erkrankte Phase B-Patienten. Die Analyse der Kostenträger ergab dann ein unerwartetes Ergebnis: die Kostenzusage für einen Rehaantrag betrug durchschnittlich 3 Tage, allerdings mit einer großen Spannweite – bei einem Kostenträger 2–3 Stunden, bei zwei anderen großen Kostenträgern dauerte dies durch grundsätzliche Einschaltung eines Medizinischen Dienstes der Krankenkasse 1 Woche. Die fehlende Kostenzusage jedoch war der Grund für einen Großteil der Verlegungen in andere Akutkrankenhäuser.

Insgesamt fünf Gespräche und zwei Briefe führten zu einer Beschleunigung der Kostenzusagen um 500%. Die Vertreter der Spitzenverbände der betroffenen Krankenkassen zeigten sich hochinteressiert an einer engen, zeitnahen Kooperation und die Analysen der nachfolgenden Monate bestätigten diese Haltung.

Relativ einfache Änderungen brachten einen durchschlagenden Erfolg für die Klinik, ein typisches Beispiel zur Bestätigung des Paretoprinzips, das besagt, dass 80% der Schwierigkeiten durch ein Angehen von 20% der wichtigsten Ursachen lösbar sind. Letztlich ermöglichte die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen eine rasch umzusetzende und erfolgreiche Lösungsstrategie.