Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P313
DOI: 10.1055/s-2004-833175

Autoimmunbedingte Polyserositis im Rahmen einer Meningokokken-Meningoenzephalitis

L Lachenmayer 1, P Mummel 1, K Beiderlinden 1, M Maschke 1
  • 1(Essen)

Kasuistik: Ein 45 jähriger Patient wurde in somnolentem Bewußtseinszustand mit petechialen Einblutungen an den Oberschenkeln und deutlichem Meningismus aufgenommen. Laborchemisch bestand eine Leukozytose von 15,7/nl und ein CRP von 59,7mg/dl. In der Liquordiagnostik konnten bei stark erniedrigtem Glukosewert sowie erhöhtem Laktat (21 mmol/l) und Gesamteiweiß (682mg/dl) 46737/3 Zellen nachgewiesen werden. Therapeutisch erhielt der Patient zunächst eine intravenöse antibiotische Kombinationsbehandlung mit 3×10 Millionen Einheiten Penicillin/d, 3×5g Ampicillin/d und 1×2g Ceftriaxon/d, nach Erhalt des mikrobiologischen Befundes einer Meningokokkeninfektion sowie des Antibiogramms ab dem 8. Tag eine Monotherapie mit 3×10 Millionen Einheiten Penicillin/d für weitere sieben Tage. Unter der genannten Therapie besserte sich der Bewußtseinszustand des Patienten, die meningitischen Symptome waren rückläufig und der Liquorbefund normalisierte sich. Im weiteren Verlauf entwickelte der Patient zunehmend eine respiratorische Insuffizienz und trotz der Antibiose remittierende Temperaturerhöhungen bei deutlich steigenden Entzündungsparametern. Eine TEE zeigte einen deutlichen Perikarderguss, der anschließend mittels Pigtail-Katheter drainiert wurde und sich in der zytologischen Untersuchung fibrinreich und granulozytär, entzündlich darstellte sowie in den mikrobiologischen Untersuchungen ohne Erregernachweis blieb. Desweiteren offenbarte eine am Folgetag durchgeführte Thorax-Computertomographie beidseits große Pleuraergüsse. Nach laborchemischen und mikrobiologischen Untersuchungen handelte es sich hierbei um steriles Exsudat. Da auch die weiterhin angelegten Blutkulturen ohne Erregernachweis blieben, wurde unter Annahme einer autoimmunologisch bedingten Serositis für sieben Tage eine immunsuppressive Behandlung mit 100mg Hydrocortison/d durchgeführt. Hierunter kam es nach zuvor schon durchgeführter Drainage zu weiterer Regredienz des Perikardergusses, wohingegen die Pleuraergüsse nach Absetzen der Therapie wieder leicht progredient waren.

Zusammenfassung: Nach erfolgreicher antibiotischer Therapie einer Meningokokken-Meningitis sollten erneute Verschlechterungen des Allgemeinzustandes mit z.B. respiratorischer Insuffizienz, intermittierenden Temperaturerhöhungen oder wie in anderen Fällen berichtet thorakalen Scherzen sowie EKG-Veränderungen Anlass geben, eine sekundär immunologisch bedingte Serositis, Perikarditis oder Pleuritis in Betracht zu ziehen.