Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P308
DOI: 10.1055/s-2004-833170

Ungewöhnlich häufiges Rezidivieren einer Mollaret-Meningitis

AM Schleyer 1, CJ Bux 1, A Wiborg 1, N Breitinger 1, B Widder 1
  • 1(Günzburg)

Hintergrund: 1944 beschrieb Pierre Mollaret erstmals eine gutartige rezidivierende aseptische Meningitis, die aus sich selbst limitierenden Attacken mit Fieber, Kopfschmerzen, Meningismus und häufig auch Rücken- und Muskelschmerzen besteht. Die Episoden dauern typischerweise 2 bis 5 Tage, treten in Intervallen von Wochen bis Jahren auf und remittieren spontan und ohne Residuen. Liquoranalytisch ist eine Pleozytose, Schrankenstörung und teils eine Erniedrigung des Glucosegehalts erkennbar.

Fallbericht: Wir berichten über einen 57-jährigen, zunächst an lumbalen, später holocephalen Schmerzen leidenden Patienten, der sich wegen ungerichteten Schwindels und einer Photophobie vorstellte. Seit seinem neunzehnten Lebensjahr habe er wiederkehrende Menigitiden, die insgesamt 28mal aufgetreten seien. Klinisch waren ein Meningismus, aber sonst keine neurologische Symptomatik und kein Fieber feststellbar. Die Liquoranalyse ergab eine lymphozytär dominierte Pleozytose von 412 Leukozyten/µl und ein Liquorprotein von 1,65g/l. Die Glucose im Liquor betrug 2,44 mmol/l bei einer Serum-Glucose von 4,33 mmol/l. Die Suche nach HSV-Genom war negativ, der spezifische Index für IgG Antikörper war allenfalls gering erhöht. Die virostatische Therapie wurde nach Abklingen der Symptomatik nach 5 Tagen abgesetzt. Der Patient erholte sich vollständig von Schwindel, Kopfschmerz und Meningismus.

Diskussion: Die klinischen Kriterien für eine Mollaret-Meningitis erscheinen unter Berücksichtigung der Anamnese rekurrierender sich selbst limitierender Episoden mit Restitutio ad integrum, Meningismus und Liquorpleozytose erfüllt. Die hier anamnestisch erhobene Anzahl von Meningitis-Episoden übersteigt jedoch die in der Literatur zu findende.

Medikamente, die als Auslöser aseptischer Meningitiden infrage kommen, nahm der Patient nicht ein. Bereits im Vorfeld war neuroradiologisch die Suche nach einer Liquorfistel mehrfach erfolgt. Die lymphozytäre Pleozytose und der fehlende Keimnachweis in der Liquormikroskopie und -kultur sprechen ebenfalls dagegen. Ein zeitlicher und kausaler Zusammenhang mit multiplen Sinusitiden in der Anamnese lag nicht vor.

Der geringgradig erhöhte Antikörperindex für HSV-IgG steht zur Diagnose nicht im Widerspruch, da sich Hinweise auf eine Assoziation mit einer HSV-Infektion in der Literatur finden.