Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P250
DOI: 10.1055/s-2004-833113

Postiktale MR-Perfusionsbildgebung bei fokaler Epilepsie

G Leonhardt 1, J Weber 1, A de Greiff 1, T Ludwig 1, H Wiedemayer 1, M Forsting 1, A Hufnagel 1
  • 1(Essen)

Wir untersuchten die inter- und postiktalen Veränderungen der Perfusion bei 6 Patienten mit elektroenzephalographisch gesicherter Temporallappen- (n=5) und Parietallappenepilepsie (n=1). Alle Patienten (3 Frauen, 3 Männer, Alter von 23 bis 47 Jahre) litten an komplex-fokalen Anfällen, zusätzlich sekundär-generalisierten (n=4) oder einfach-fokalen Anfällen (n=2). Drei Patienten hatten eine Hippokampussklerose, ein Patient eine posttraumatische Atrophie im neokortikalen Temporallappen.

Die Patienten wurden im Rahmen der prächirurgischen Abklärung interiktal und postiktal nach 1–12min, 13–30min, 30–60min und 60–100min mittels Echo-Planar-Technik nach Bolusapplikation von 0,2 mmol/kg Gd-DTPA untersucht. Die Bolus-to-Peak-Ratio (BPR) wurde im Hippocampus, Gyrus parahippocampalis, Thalamus, Cortex und der weißen Substanz gemessen. Aus den Werten der iktogenen Seite und der nicht-betroffenen Seite wurde ein Asymmetrie-Index (A.I.) gebildet, der eine relative Mehr- bzw. Minderperfusion der iktogenen Seite anzeigt.

Interiktal war die Perfusion im Hippocampus bei 5 Patienten auf der iktogenen Seite erhöht (A.I. >1). Bei 4 Patienten fiel der A.I. in den ersten 25 Minuten nach Anfall deutlich (25–39%) ab und stieg bei den späten Messungen stieg wieder auf den Ausgangswert oder darüber an. Im Gyrus parahippocampalis war der A.I. interiktal auf der iktogenen Seite bei 5 Patienten erhöht und stieg in der frühen postiktalen Phase weiter an (8–24%). Bei den späten postiktalen Messungen fiel der A.I. wieder ab. Im Thalamus zeigten sich nur geringen Veränderungen in der relativen Perfusion (5–19%). In der weisen Substanz fand sich in der frühen postiktalen Phase ein Anstieg des A.I. bei den Patienten mit Hippokampussklerose und ein Abfall in der späten Phase. Im Cortex fand sich parallel zu den Veränderungen im Hippocampus ein Abfall des A.I. um 10–26% und ein Anstieg in der späten Phase.

Die Mehrzahl der untersuchten Patienten mit Temporallappenepilepsie weist im Hippocampus, im Gegensatz zum Gyrus parahippocampalis, mit initialem Abfall und späterem Anstieg ein gegenläufiges Perfusionsverhalten auf. Die postiktalen Perfusionsveränderungen waren im Thalamus nur gering ausgeprägt und zeigten im Kortex und in der weisen Substanz uneinheitliche Veränderungen. Dies zeigt die Ausbreitung der iktalen Tätigkeit vom Hippocampus in die direkt angrenzenden Strukturen, während die entfernteren Areale deutlich geringer erfasst werden.