Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P57
DOI: 10.1055/s-2004-832586

Wachstumszonen-assoziierte Inaktivierung des Tumorsuppressors Retinoblastom Protein (pRb) durch eine gesteigerte Proteinphosphorylierung in malignen Melanomen

A Roesch 1, B Becker 1, M Landthaler 1, T Vogt 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Universität Regensburg

In Tumoren wie beispielsweise Osteosarkomen, kleinzelligen Bronchialkarzinomen und Retinoblastomen wird die genetische Alteration des Tumorsuppressors pRb (Retinoblastom Protein) in einen kausalen Zusammenhang zur Tumorentstehung gebracht. In vielen anderen Tumoren, einschließlich maligner Melanome (MM), kann ein Verlust von pRb nicht gefunden werden. Eigene real-time PCR-basierte Daten (TaqManTM) zeigen eine 3-fache Aufregulation von Rb-mRNA in malignen Melanomen (MM: n=5, p<0.05) und Melanommetastasen (MMM: n=7, p<0.01) gegenüber benignen melanozytären Nävi (MN: n=6). In anderen malignen Tumoren neuroektodermalen Ursprungs, wie z.B. Glioblastomen, fanden wir eine ähnliche Überexpression von pRb im Vergleich zu normalem ZNS-Gewebe. Immunhistochemische Analysen (IHC) von 5 papillomatösen Nävi, 4 dysplastischen Nävi, 5 superfiziell spreitenden Melanomen (SSM), 20 nodulären Melanomen (NMM) und 5 kutanen Metastasen bestätigen auch auf Proteinebene die signifikante Aufregulation von Gesamt-pRb mit ansteigender Malignität. Interessanterweise scheint jedoch in MM pRb in seiner hyperphosphorylierten und somit funktionell inaktiven Form vorzuliegen. IHC-Analysen von 3 der insgesamt 16 möglichen pRb-Phosphorylierungsstellen (Ser780, Ser795, Ser807/811) zeigen eine Zunahme der pRb-Phosphorylierung in Assoziation zu den Wachstumszonen melanozytärer Neoplasien. So war in SSMs eine deutliche Phosphorylierungszunahme in subepidermalen und lateralen Tumoranteilen und in NMMs in der dermalen Invasionsfront zu erkennen. MMM zeigen eine gesteigerte phospho-pRb-Signalanreicherung in den Randregionen. Weiterhin lässt die IHC-Analyse von MM-Proben von 5 Langzeitüberlebenden (TD >3,5mm, Überlebenszeit >5 Jahre) und 8 Kurzzeitüberlebenden (Überlebenszeit <25 Monate, gematcht nach Geschlecht, Alter, Tumordicke und Tumorlokalisation) vermuten, dass der Phosphorylierungsstatus von pRb eine mögliche Aussagekraft im Hinblick auf die proliferative Aktivität von MM und somit für die Prognose besitzen könnte. Hierfür wurde aus dem prozentualen Anteil positiv gefärbter MM-Zellen sowie der jeweils detektierten Färbeintensität positiver Zellkerne ein phospho-pRb-Prognoseindex errechnet und mit der Überlebenszeit oben genannter Patienten korreliert. Hierbei konnten nach Aufstellung eines arbiträren Schwellenwertes 10 der insgesamt 13 Fälle bezüglich der Überlebensprognose korrekt zugeordnet werden. Zusammengefasst ergibt sich für das MM eine progressive pRb-Aufregulation bei einer gleichzeitigen, in Wachstumszonen akzentuierten Inaktivierung durch pRb-Phosphorylierung. Die Hyperphosphorylierung von pRb scheint mit ungünstigen klinischen Verläufen zu korrelieren.