Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P52
DOI: 10.1055/s-2004-832581

Neue Tumor-Antigene im Zusammenhang mit Melanom-assoziierter Retinopathie

TB Hartmann 1, AV Bazhin 1, D Schadendorf 1, S Eichmüller 1
  • 1Klinische Kooperationseinheit Dermato-Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Melanom-assoziierte Retinopathie (MAR) ist eine paraneoplastische Autoimmun-Erscheinung des malignen Melanoms, die durch plötzlich erworbene Nachtblindheit mit Lichtsensationen gekennzeichnet ist. Ursachen könnten einerseits kreuzreagierende Antikörper gegen Melanom-Antigene sein, die auch retinale Proteine erkennen, oder aber retinale Proteine, die ektopisch im Melanom exprimiert werden. In der Literatur sind Antikörperreaktionen vornehmlich gegen retinale Bipolarzellen beschrieben, jedoch werden Antigene auch außerhalb der bipolaren Zellschicht zunehmend mit MAR assoziiert. Melanompatienten mit MAR wird aufgrund der Autoimmunreaktion eine bessere Prognose zugesprochen. Das Durchsuchen einer Retina- und einer Melanom-Phagenbank mit Seren von Melanompatienten mit und ohne klinische MAR-Symptomatik ergab 20 verschiedene Antigene. Vierzehn Klone repräsentierten bekannte Gene, von denen sechs schon zuvor im Zusammenhang mit Retina beschrieben wurden: Rhodopsin, das retinale S-Antigen, MEK1, SRPX, BBS1 und Galektin-3. Bis zu neun von 21 Melanomseren reagierten mit den Klonen, wohingegen nur zwei der 20 Klone eine Reaktion bei Kontrollseren hervorriefen. Eine Expressionsanalyse der identifizierten Antigene durch Vergleiche mit einer EST-Datenbank zeigte differentielle bis ubiquitäre Verteilung der Klone. Rhodopsin und das retinale S-Antigen waren laut dieser Datenbank in immunprivilegierten Geweben und in gesundem Muskelgewebe exprimiert. Wir konnten jedoch mittels RT-PCR auch Expression dieser beiden Antigene in verschiedenen Melanomzelllinien nachweisen. Wir konnten in dieser Studie erstmals zeigen, dass retinale Proteine durch Serum-Antikörper von Melanompatienten, aber nicht von Kontrollseren, erkannt werden und dass einige neu identifizierte Antigene ektopisch im Melanom exprimiert zu sein scheinen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Rolle dieser Antigene in MAR zu ermitteln.