Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P34
DOI: 10.1055/s-2004-832563

Die Rolle der Sentinel-Lymphknoten-Dissektion (SLND) beim Malignen Melanom: Therapie oder nur Diagnostik?

A Konstantinow 1, R Hein 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München

Der pathologische Status des Sentinel-Lymphknotens (SLN) gilt als wichtigster prognostischer Faktor für ein Rezidiv und das Gesamtüberleben nach der Exzision eines primären Melanoms. Strittig ist nach wie vor, ob eine SLND das Gesamtüberleben verbessert, ferner die Tumordicke (TD), ab der eine SLND routinemäßig indiziert ist. Patienten: Zwischen 1/1997 und 6/2004 wurden 281 Melanom-Patienten einer SLND unterzogen, Alter 22–81 Jahre (MW: 56,8J), TD 0,5–8,0mm (MW: 2,68mm). SLND-Indikation: TD3 0,75mm (zwei Ausnahmen: 0,5 sowie 0,65mm). Bei 50 Pat. (17,8%) wurden in den SLN Mikrometastasen gefunden. Im Einzelnen: TD bis 0,75mm (2 Pat.): keine SLN-Metastasen, TD 0,76–0,99mm (30 Pat.): 3 Pat. (10%!!) mit SLN-Mikrometastasen, TD 1,0–1,99mm (120 Pat.): 14 Pat. (11,7%) mit SLN-Metastasen, TD 2,0–2,99mm (80 Pat.): 15 Pat. (19%) SLN-positiv, TD3 3,0mm (49 Pat.): 18 Pat (36,7%) mit Tumorbefall des SLN. Von 15 Pat. mit einer TD von 0,6–0,95mm, die eine SLND abgelehnt hatten und über mehr als 3 Jahre engmaschig beobachtet wurden (prospektiver, nicht randomisierter Vergleich), entwickelten 5 Patienten (33,3%) innerhalb von 8–72 Mon. (MW: 39,6 Mon.) nach Exzision des Primärtumors regionale Lymphknotenmetastasen. Von den 231 Patienten mit Tumor freien SLN entwickelten 7 (3%) nach 12–48 Monaten LK-Metastasen in den regionären Lymphknotenstationen. Bei 4 weiteren Patienten traten Fernmetastasen auf (v.a. ZNS), bei 3 anderen Patienten entstanden kutan-subkutane In-transit-Metastasen. Die Patienten mit einem befallenen SLN wurden, bis auf wenige Ausnahmen, einer radikalen regionären ymphknotendissektion unterzogen und erhielten anschließend in der Mehrzahl eine postjuvante Immuntherapie mit alpha-Interferon über 12–22 Monate. 3-J.-Überlebensrate von Stad. III – Pat. (SLN-Metastasen): Von 23 Pat. (Alter: 44–81J., MW: 54,7J.) die vor 3 3J. einer SLND unterzogen wurden, leben noch 19 (82,6%). Dies stellt vordergründig eine deutliche Verbesserung dar, vergleicht man dieses Ergebnis mit der 3-J.-Gesamtüberlebensrate von Stad. III – Pat. aus der Datensammlung des Tumorzentrums München (ca. 48% 3-J.-GÜR, 646 Stad. III –Pat., erfasst von 1977–1996). In wie weit in diesem früheren Kollektiv ein fortgeschrittenerer Lymphknotenbefall wie auch eine nicht durchgeführte oder lediglich kurzzeitige postjuvante Immuntherapie zum deutlich schlechteren Abschneiden der Prä-SLND-Zeit beigetragen haben mögen, wird wg. der retrospektiven Auswertung und der gelegentlich fehlenden Eindeutigkeit und Vollständigkeit des Datenmaterials wohl nie eindeutig zu klären sein. Eine

routinemäßige SLND bei einer TD zw. 0,75–0,99mm erscheint zumindest bei jungeren Pat. sinnvoll.