Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P19
DOI: 10.1055/s-2004-832548

Der unbekannte Primarius bei metastasiertem malignen Melanom ist nicht selten „bekannt“

J Funke 1, J Böttjer 1, R Stadler 1
  • 1Hautklinik, Klinikum Minden

Das metastasierte maligne Melanome bei unklarem Primarius ist selten. Die Diagnosestellung basiert auf der sorgfältigen histologischen und immunhistologischen Beurteilung. Wir präsentieren 9 Patienten mit kutan und/oder lymphogen metastasierten malignen Melanom bei unklarem Primarius und weisen auf die zentrale Bedeutung der histologischen Befundung jeder exzidierten Pigmentläsion hin. 5/9 Patienten stellten sich erstmalig vor wegen unklarer Schwellung cervical, axillär oder inguinal. Die diagnostische Lymphknotenexstirpation ergab jeweils Lymphknotenmetastasen eines malignen Melanoms bei unklarem Primarius. 4/9 Patienten registrierten einen größenprogredienten subkutanen Tumor links thorakal, am rechten Oberarm bzw. am rechten Hals. Die histologische Befundung ergab jeweils eine Metastase eines malignen Melanoms. Bei allen Patienten erfolgte im Rahmen der Primariussuche die Anforderung der Histologien sämtlicher bereits exzidierter Pigmentläsionen. Desweiteren wurde eine klinische und apparative Durchuntersuchung vorgenommen. Hierbei zeigte sich, dass bei einer Patientin die Neubefundung einer bereits exzidierten Pigmentläsion ein eindeutiges malignes Melanom, GTD 3,9mm ergab. Bei 5/9 Patienten wurde der Primarius ebenfalls in einer bereits vorexzidierten Pigmentläsion identifiziert, wobei die Diagnose aufgrund des regressiven Verhaltens der melanozytären Pigmentläsionen oder aufgrund einer hohen Seltenheit (balloon cell melanoma) durch Zweitmeinungen bestätigt werden musste. Bei 3/9 Patienten wurde der Primarius nicht lokalisiert. Anhand dieser Patientenkasuistiken wird deutlich, dass Pigmentläsionen hinsichtlich ihrer biologischen Wertigkeit sowohl klinisch als auch histologisch oft schwer einzuordnen sind. Die Einholung von Zweitmeinungen zur Diagnoseabsicherung insbesondere in Grenzfällen ist für eine optimale Diagnostik zu empfehlen. Neben der sorgfältigen klinischen und der vollständigen apparativen Durchuntersuchung ist eine Neubeurteilung aller bereits exzidierten Pigmentläsionen zur Primariussuche dringend zu empfehlen.