Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P14
DOI: 10.1055/s-2004-832543

Chemotherapie des Melanoms mit Dacarbazin bei eingeschränkter Nierenfunktion

P Terheyden 1, W Dekant 2, EB Bröcker 1, JC Becker 1
  • 1Universitätshautklinik der Julius-Maximilians-Universität, Würzburg
  • 2Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Julius-Maximilians-Universität, Würzburg.

Dacarbazin (DTIC) wird seit drei Jahrzehnten in der Therapie des Melanoms verwendet. Der Wirkstoff wird zu mehr als 40% entweder unverändert oder als Metabolit renal elimiert. Pharmakokinetische Studien bei Patienten mit Niereninsuffizienz fehlen. 7 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz wurden beobachtet, insgesamt wurden 24 Therapiezyklen ausgewertet. 4 Patienten wurden hämodialysiert, sie wurden mit 850mg/m2 DTIC oder reduzierter Dosis chemotherapiert und nach 3 Stunden oder am Folgetag dialysiert. Bei Patienten mit kompensierter Retention wurde mit Normaldosis oder mit Dosismodifikationen von 25–70% behandelt. Beobachtet wurden die hämatologische und nicht-hämatologische Toxizität. Bei zwei dialysierten Patienten wurden DTIC und der Metabolit MTIC im Serum mittels HPLC bestimmt. Bei Dialyse am Folgetag wurde keine hämatologische Toxizität unter 25–50% einer DTIC-Dosis von 850mg/m2 beobachtet. 66% der Dosis führte unter diesen Bedingungen zu CTC Grad II-III Toxizitäten (Leukopenie von 2.100/nl und Thrombopenie von 35.000/nl). CTC Grad IV Toxizitäten wurden unter der 100%-Dosis beobachtet (Leukozyten-Nadir 900/nl, Thrombozyten-Nadir 10.000/nl). Bei Dialyse nach bereits 3 Stunden wurde unter 25–50% der 850mg/m2-Dosis erneut keine Toxizität beobachtet. Bei voller Dosis wurde lediglich eine hämatologische CTC Grad II-III Toxizität erzielt. DTIC und MTIC wurden durch Dialyse innerhalb von 3 Stunden auf ein Drittel bzw. ein Fünftel der Ausgangsmenge aus der Zirkulation entfernt. Bei den drei Patienten mit kompensierter Retention wurde unter 25–33% Dosisreduktion keine Toxizität beobachtet. Während sich unter 50–70% der Dosis nur eine CTC Grad II-III Toxizität bildete, wurde unter voller Dosis eine hämatologische Grad IV Toxizität beobachtet (Leukozyten 900/nl, Thrombozyten 38.000/nl). Bis auf eine V. cava inf.-Thrombose wurde nicht-hämatologische Toxizität nicht beobachtet. Aufgrund der eingeschränkten renalen Elimination von DTIC sind Dosismodifikationen bei Patienten mit Niereninsuffizienz erforderlich. Sowohl kurze Chemotherapie-Dialyseintervalle mit Normaldosis als auch Intervalle über Nacht mit einer auf 2/3 reduzierten Dosis wurden toleriert. Bei Patienten mit kompensierter Retention ist eine Dosisreduktion auf 50 bis 70% abhängig von der Kreatinin-Clearance erforderlich.