Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - P08
DOI: 10.1055/s-2004-832537

Bösartige Neubildunqen der Haut bei Flugzeugbesatzungen, Strahlenexposition des Flugpersonals und Krebsrisiko

S Schmidt 1, D Reinel 2
  • 1Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Bundeswehrkrankenhaus Berlin
  • 2Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

In der Medizinischen Fach- und Laienpresse wird immer wieder eine Gesundheitsgefährdung des Flugpersonals bei Langstreckenflügen in großer Höhe infolge Einwirkung kosmischer Strahlung breit diskutiert. Mit der Novelle der Strahlenschutzverordnung wird auch das fliegende Personal als beruflich strahlenexponiert eingestuft. Kosmische Strahlung erzeugt in den äusseren Luftschichten der Erde hochenergetische Sekundärstrahlung. Ihr Beitrag zur gesamten natürlichen Strahlenexposition, in Meereshöhe etwa 0,3 mSv von im Mittel jährlich etwa 2,4 mSv, nimmt mit steigender Höhe zu. Die Strahlenexposition in Reiseflughöhen (10 km bis 14 km) hängt, neben der Flugdauer, von der Reiseflughöhe, der geomagnetischen Breite und der Aktivität der Sonne ab. Anhand von Literaturdaten lassen sich folgende Feststellungen treffen: Der melanotische und nicht-melanotische Hautkrebs findet sich in allen Studien erhöht, ohne das Freizeitverhalten entsprechend zu berücksichtigen. Die Strahlenbelastung für Flugpersonal bewegt sich in der o.g. Höhe bei aller Ungenauigkeit der benutzten Messverfahren um 3–6 mSv/Jahr bei 500 Flugstunden im Jahr. Aus dieser Strahlenbelastung lässt sich ein hypothetisches zusätzliches Krebsrisiko von 4×10 hoch -3 bei 20jahriger Flugtätigkeit errechnen. Die bisher vorliegenden wenigen epidemiologischen Studien scheinen ungeeignet, um zu verlässlichen Aussagen zum Krebsrisiko bei Flugzeugbesatzungen zu kommen, und zwar: wegen nicht ausreichender statistischer Absicherung bei ungenügender Studiengröße, wegen primärer Konzipierung der Studien für andere Fragestellungen, wegen einer Reihe methodischer Mängel, wegen unzureichender Angaben über die realen Expositionsverhältnisse, weil der Faktor „Freizeitverhalten“ und „lifestyle zu wenig Berücksichtigung zu finden scheint und weil Flugzeugbesatzungen einer höheren sozialen Schicht angehören. Es sollten weitere epidemiologische Studien folgen, in denen die zu erhebenden Messdaten einfließen.