Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - V33
DOI: 10.1055/s-2004-832527

Modellprojekt zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Hautkrebsfrüherkennung in der Modellregion Schleswig-Holstein

EW Breitbart 1
  • 1Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. (ADP), Dermatologisches Zentrum Buxtehude

Hintergrund: Die derzeit präventiven Leistungen, auf die Krankenversicherte – kostenfreien – Anspruch haben, beinhalten die Früherkennung von Krebserkrankungen (SGB V, ((s))((s)) 23, 25, 26). Dieser Leistungskatalog wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach verändert und erweitert. Die Hautkrebsfrüherkennung allerdings blieb ohne eigenständige Untersuchungsmethode und Dokumentation. So ist der Hauttest nicht genau definierter Bestandteil der Krebsfrüherkennungsuntersuchung der äußeren Genitalien für Frauen ab 20 Jahren und für Männer ab 45 Jahren. Diese Form des Hauttestes weißt erhebliche Defizite in der Untersuchungsmethode und der Erkennung von Hautläsionen auf. Die Untersuchungsmethode in Form einer visuellen Ganzkörperinspektion ist nicht standardisiert, die Erkennungsregeln von Hautläsionen sind nicht geschult. Methode: Zur Weiterentwicklung der Hautkrebsfrüherkennung wurde ein populations-bezogenes zweistufiges Hautkrebsscreening in Schleswig-Holstein an 400.000 gesetzlich krankenversicherten Personen ab dem 20. Lebensjahr durchgeführt. Die 1673 teilnehmenden Ärzte wurden hinsichtlich Untersuchungsmethode, Erkennungsmerkmalen und Dokumentation von melanozytärem und epithelialem Hautkrebs sowie deren Risikofaktoren geschult. In der ersten Stufe des Screenings wurden alle Patienten auf auffällige Hautläsionen untersucht und anamnestisch befragt, im Falle eines Risikomerkmales wurden die Personen in die 2. Stufe des Screenings zu einem Dermatologen überwiesen. Die Dermatologen führten eine erneute Untersuchung durch und leiteten die Weiterbehandlung ein. Die Befunde wurden registriert und ausgewertet. Ergebnisse: Zwischenstand von 360.000 untersuchten Personen: 182 Maligne Melanome in situ, 144 Maligne Melanome und 3.173 nicht melanozytäre Hautkrebserkrankungen sowie bei 12% der untersuchten Personen wurden Risikomerkmale erkannt. Schlussfolgerung: Große Akzeptanz und erhöhtes Risiko von Hautkrebs in der Bevölkerung empfehlen die Einführung einer bundesweiten standardisierten Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung. Die Evaluation des Screenings konnte die Qualität, Validität und die Kosteneffektivität des Hauttestes nachweisen.