Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - V17
DOI: 10.1055/s-2004-832511

Wirksamkeit von tiefer regionärer Hyperthermie beim metastasierten malignen Melanom

S Rotterdam 1, I Venten 1, A Potthof 1, S Reich 1, P Altmeyer 1, N Brockmeyer 1
  • 1Klinik für Dermatologie und Allergologie, Ruhr-Universiät, Bochum

Die Behandlung des systemisch metastasierten Melanoms ist nach wie vor schwierig und die Ergebnisse sind nicht zufriedenstellend. Das Melanom ist generell durch ein schlechtes Ansprechen auf Zytostatika charakterisiert. Die Weiterentwicklung von zytotoxischen und zytostatischen Substanzen hat nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Prognose geführt. Die Ergebnisse der thermobiologischen Grundlagenforschung zeigen, dass definierte Temperaturerhöhungen die Wirkung verschiedener Therapieformen modulieren und auf Tumorzellen einen chemosensibilisierenden Effekt haben können. Es konnte demonstriert werden, dass Hyperthermie den therapeutischen Index ionisierender Strahlung und bestimmter Zytostatika erhöhen kann. Neben hyperthermer Perfusionen finden Radio- und Mikrowellen sowie kapazitive und induktive Systeme zur lokoregionären oder Ganzkörperhyperthermie Anwendung. Dargestellt werden Daten wiederholter Behandlungen mit nicht invasiver tiefer regionärer Radiofrequenz-Elektrohyperthermie (EHT) in Kombination mit Strahlentherapie und/oder Kombinationschemotherapie bei sechs Patienten (4 Frauen, 2 Männer) mit Organmetastasen bei malignem Melanom. Behandlungszyklen mit je 15 Behandlungen über 5 Wochen (montags, mittwochs und freitags) mit je 60 Minuten Behandlungsdauer und einer Energie von 60–120 Watt mit 13,56MHz (elektromagnetische Kurzwellen) zur lokalen Gewebeüberwärmung sind eingesetzt worden. Nach 2-wöchiger Pause wurden weitere 10 Behandlungen durchgeführt. Eine zusätzliche regionäre Hyperthermie unter Ödemprophylaxe wurde bei zwei Patienten mit Hirnmetastasen durchgeführt, da sich kein Ansprechen unter Kombination einer Strahlentherapie und Chemotherapie ergab. Drei Patienten die auf eine Polychemotherapie kein Response zeigten wurden mit einer zusätzlichen Hyperthermie behandelt, eine weitere Patientin wird mittels EHT als solitäre Therapie versorgt. Die Fallbeispiele zeigen im behandelten Areal ein partielles Ansprechen in vier Fällen sowie einen stabilen Verlauf in zwei Fällen. Die Überlebenszeit scheint im Vergleich zu den gängigen Daten verlängert. Zwei der sechs Patienten sind aufgrund des Krankheitsprogress in nicht hyperthermierten Arealen verstorben. Nebenwirkungen bleiben bis auf geringe Schmerzen während der Behandlung und die Bildung von Fettgewebsatrophien aus. Die Compliance seitens der Patienten liegt sehr hoch, da die Therapie als angenehm empfunden wird. Bei inoperablen Melanommetastasen kann ein lokales Ansprechen mit EHT in Kombination mit Strahlentherapie und/oder Chemotherapie erzielt werden. Aufgrund der Ergebnisse ist eine Pilotstudie geplant, um das Tumoransprechen, die Dauer der Remission, das Überleben sowie die Lebensqualität mit einer größeren Fallzahl zu untersuchen. Prinzipiell handelt es sich bei der EHT um eine nebenwirkungsarme, patientenfreundliche Therapieoption