Aktuelle Dermatologie 2004; 30 - V15
DOI: 10.1055/s-2004-832509

Glivec (Imatinib Mesylat) als neue Therapieoption des Dermatofibrosarcoma protuberans?

C Pföhler 1, K Rass 1, W Tilgen 1
  • 1Hautklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar

Das Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP) ist ein Hauttumor mittlerer Malignität, der wahrscheinlich von Fibroblasten ausgeht und der sich durch ein infiltratives Wachstumsmuster und ein geringes Metastasierungspotential auszeichnet. Da sich das DFSP klinisch und auch apparativ häufig sehr schwer abgrenzen lässt kommt es häufig zu Lokalrezidiven, die ein mehrfaches operatives Vorgehen erforderlich machen. Leitlinien fordern die mikrographisch kontrollierte Exzision des Tumors unter Wahrung eines adäquaten Sicherheitsabstandes. Auf molekularer Ebene ist das DFSP gekennzeichnet durch chromosomale Translokationen oder sog. „Ringchromosomen“, die aus der Fusion zwischen 17q22 und 22q13 entstehen. In diesen Regionen liegen Gene, die für die ß,-Kette von Kollagen Typ I (COL1A1) und die ß,-Kette von PDGFß, kodieren. Aus dieser Translokation resultiert die Bildung eines Fusionsproteines COL1A1-PDGFß, das die gleiche Funktion wie PDGF besitzt. Über auto- und parakrine Mechanismen wirkt dieses Fusionsprotein über Bindung an PDGF-Rezeptoren als kontinuierlicher Proliferationsstimulus auf DFSP-Zellen. Das Medikament Glivec (Imatinib Mesylat), das bisher zur Behandlung der Chronisch-myeloischen Leukämie und zur Behandlung von gastrointestinalen Stromatumoren zugelassen ist, ist ein Protein-Tyrosinase-Kinase-Inhibitor, der mit dem PDGF-Rezeptor interagiert und die über diesen Rezeptor vermittelte Signaltransduktion hemmt und so eine weitere Wachstumsstimulation der DFSP-Zellen unterbinden kann. Basierend auf diesen Grundlagen existiert eine offene, multizentrische Phase II-Studie der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie, in der nach histologischer Sicherung der Diagnose eines DFSP die Patienten über 12 Wochen mit 600mg Glivec pro Tag behandelt werden. Anschließend erfolgte die reguläre chirurgische Exzision des Tumors. Wir behandelten eine 51 Jahre alte Patienten mit Lokalrezidiv eines DFSP an der linken Mamma im Rahmen dieses Protokoll von April bis Juli 2004. Unter dieser Therapie, die bis auf gastrointestinale Nebenwirkungen und Ödemneigung gut vertragen wurde, kam es zu einer klinischen Größenreduktion des Tumors um etwa 50% und zu einer sonographisch kontrollierten Regression um ca. 60%. Aus unserer Sicht stellt die präoperative Gabe von Glivec eine Therapieoption für Patienten mit größeren Dermatofibrosarcomen dar, durch die der geplante chirurgische Eingriff verkleinert und damit möglicherweise der stationäre Aufenthalt verkürzt werden kann. Solange jedoch noch keine Daten aus einem größeren Patientenkollektiv vorliegen, sollte diese Therapie jedoch nur im Rahmen von klinischen Studienprotokollen erfolgen