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DOI: 10.1055/s-2004-831516
Refluxanamnese von Patienten mit Adenocarcinom des gastroösophagealen Übergangs
Einleitung: Die Inzidenz des Adenokarzinoms im gastroösophagealen Übergang (AC-GEJ) steigt in den westlichen Industrienationen an. Unterschiede in der Stärke des Anstiegs bestehen zwischen Tumoren in der Speiseröhre (Typ I) und der Cardia (Typ II). Ein Risikofaktor ist der gastroösophageale Reflux. Allerdings gibt es Patienten mit Ösophagitis aber ohne Beschwerden und andere die unter Sodbrennen leiden ohne Nachweis einer Entzündung. Ziel unserer Untersuchung war es, das Beschwerdebild in der Anamnese von Patienten mit diesen Tumoren zu evaluieren. Patienten und Methoden: Eingeschlossen wurden 162 konsekutive Patienten, die von 1996–2003 zur weiteren Abklärung eines bekannten AC-GEJ (Typ I bzw. Typ II) kamen. Unabhängig von der geplanten Therapie erfolgte prospektiv die Durchführung eines standardisierten Interviews. Der Fragebogen umfasste insgesamt 120 Fragen. Schwerpunkt der Erhebung waren die Symptome. Ergebnisse: 73% der Patienten gaben an, bereits mehrmals im Leben Sodbrennen verspürt zu haben. Im Vergleich zu Patienten mit AC-GEJ Typ I (85,7%) gaben Patienten mit Typ II Carcinom (41,0%) signifikant weniger oft an, in der Vorgeschichte unter Sodbrennen gelitten zu haben (p<0,01). 46% der Patienten mit Sodbrennen hatte täglich diese Symptome. Die Häufigkeit des Auftretens unterschied sich zwischen den beiden Tumorlokalisationen nicht. Die Dauer der Refluxbeschwerden schwankte zwischen im Median 20J. für Typ I Carcinome und 10J. (min: 1J.–max 50J) für Typ II. Bei einem Teil der Patienten (21%) waren die Refluxsymptome seit mehreren Jahren (2–30 Jahre) nicht mehr aufgetretenen. Trotz der häufigen und oft jahrelang bestehenden Refluxsymptomatik erhielten nur 45,1% aller Patienten vor der Diagnose AC-GEJ ein- oder mehrmals eine Ösophagogastroduodenoskopie. Die medikamentöse Therapie erfolgte in den meisten Fällen unregelmäßig und mit den unterschiedlichsten Medikamenten entsprechend der langen Zeitspanne der Refluxerkrankung für den einzelnen Patienten. Auffallend ist, dass kein Patient mit diesem Tumor primär eine chirurgische Therapie der Refluxerkrankung erhalten hatte. Schlussfolgerung: Der Einfluss des gastroösophagealen Refluxes auf die Tumorentstehung ist bei AC-GEJ Typ II signifikant geringer als beim Typ I.
Schlüsselwörter
Reflux - Ösophagus - Ösophaguskarzinom