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DOI: 10.1055/s-2004-831511
Barrett-Ösophagus entwickelt sich infolge enteroösophagealen Refluxes auch ohne Magensäure, jedoch mit dünndarmähnlicher Histologie
Die Pathogenese des Barrett-Ösophagus ist unvollständig aufgeklärt. Es wird angenommen, dass es zur Entwicklung der Barrett-Mukosa eines sauren gastroösophagealen Refluxes bedarf. Zustände nach proximaler oder totaler Magenresektion bilden ein quasi experimentelles Modell zur Genese von Metaplasien im Plattenepithel. Hierbei fehlt die Cardia und scheidet somit als Ausgangspunkt für Metaplasien aus.
Ziel: Nachweis von Zylinderepithel-Metaplasien im residualen Ösophagus nach totaler Gastrektomie mit Ösophagojejunostomie.
Patienten und Methoden: Prospektiv wurden über 18 Monate wurden Patienten mit Ösophagojejunostomie, die wegen Refluxsymptomen oder zur Tumornachsorge vorgestellt wurden, endoskopisch und bioptisch auf das Vorliegen von Metaplasien im unteren residualen Ösophagus überprüft.
Ergebnisse: Bei neun von 11 Patienten war keine Zylinderepithel-Metaplasie im Ösophagus nachweisbar. In zwei Fällen allerdings fand sich im unteren Ösophagus Zylinderepithel, das in Form und magnifikationsendoskopischem Bild einem Barrett-Ösophagus entsprach. Die Länge dieser Segmente betrug 25 bzw. 70mm. Das Zeitintervall nach Operation war mit 20 bzw. 35 Jahren deutlich länger als in den Fällen ohne Metaplasie (1–7 Jahre). Histologisch zeigte sich ein Bild wie bei Dünndarmschleimhaut mit leichter Zottenatrophie. Gegenüber üblicher Barrett-Schleimhaut fielen die große Zahl von Becherzellen, eine regelmäßige Drüsenarchitektur, sowie reichlich Panethzellen auf. Der Ösophagus einer dieser Patienten musste wegen eines verrukösen Plattenepithel-Karzinoms reseziert werden. Im Präparat der Zylinderepithel-Metaplasie fand sich eine doppelte Muscularis mucosae.
Schlussfolgerungen: Enteroösophagealer Reflux ohne Magensaft kann auch beim Menschen, nicht nur im Tierversuch, zu einer Barrett-Schleimhaut im residualen Ösophagus führen. Diese Entwicklung ist seltener und braucht längere Zeit als bei gastroösophagealem Reflux nach Ösophagogastrostomie. Dabei ist die Zylinderepithel-Metaplasie im Gegensatz zu Fällen mit saurem Reflux nicht von einer Dünndarmschleimhaut zu unterscheiden, mit Ausnahme der doppelten Muscularis mucosae.
Key words
Barrett-Ösophagus