Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - KV29
DOI: 10.1055/s-2004-828739

Benzodiazepin als Mittel letzter Wahl zur Augeninnendrucksenkung

I Brunotte 1, DE Dietrich 2, R Winter 1, C Erb 1
  • 1Augen- und
  • 2Psychiatrieabteilung der Medizinischen Hochschule, Hannover

Im Januar 2001 stellte sich ein 14 Jahre alter Junge in unserer Klinik mit einem juvenilen Glaukom vor. Der Visus betrug rechts 1,0, links nur Lichtschein. Das Gesichtsfeld zeigte auch am rechten Auge bereits erhebliche Defekte. Der Augeninnendruck betrug damals 36mmHg rechts, 50mmHg links, so dass wir uns zunächst für eine Goniotomie auf beiden Augen entschlossen haben. Auch unter zusätzlicher lokaler antiglaukomatöser Therapie wurden bald wieder Druckspitzen bis 40mmHg gemessen. Es folgte dann eine Vielzahl weiterer chirurgischer Eingriffe innerhalb der nächsten 3 Jahre.

RA: Goniotomierevision, 4×Zyklophotokoagulation, HKL-Implantation. LA: 7×Zyklophotokoagulation, ECCE ohne HKL-Implantation.

Nach Einsetzen eines Ahmed™-Implantates am linken Auge stabilisierte sich der Augeninnendruck auf <10mmHg, während es am rechten Auge zu einem erneuten Druckanstieg bis auf 30mmHg kam, trotz Glaupaxtherapie.

Als nahezu letzte Therapieoption haben wir unter der Vorstellung einer zentralen Augendruckentgleisung Lorazepam eingesetzt. So konnte das Acetazolamid abgesetzt, der Augeninnendruck bis 18mmHg gesenkt und auch stabil gehalten werden.

Schlussfolgerung: Der Augeninnendruck kann auch über einen zentralen Mechanismus mittels zeitlich begrenzter Benzodiazepingabe gesenkt werden.