Hintergrund: Von Cüppers (1972) wurde die Faden-Operation unter der Vorstellung entwickelt, einen
paretischen Effekt über die gezielte (berechenbare) Veränderung der Abrollstrecke
zu erreichen. Von Clark et al. (1999) wurde dies überprüft. Diese Autoren sind danach
jedoch der Ansicht, dass der paretische Effekt der Faden-Operation nicht durch die
Abrollstrecke sondern hauptsächlich über die „Pulley“ zustande kommt (hierbei ausgeprägte
Einschränkung der passiven Beweglichkeit!).
Der paretische Effekt einer Fadenoperation, bei der nur die Abrollstrecke verändert
wird, lässt sich am besten an dem Beispiel einer Gegenparese überprüfen. Hierzu erscheint
uns die Anwendung der Faden-Operation z.B. bei Patienten mit einer N.-VI-Parese besonders
geeignet zu sein.
Methode: Es wurde bei Patienten mit einseitiger N.-VI-Parese bzw. -Paralyse nach kombinierter
OP am paretischen Auge, am nicht paretischen Auge der in PP gefundene minimale Winkel
(Rest-) durch eine Rücklagerung des M. rectus internus und die im Aktionsgebiet des
paretischen Muskels zunehmende Abweichung durch eine Faden-Operation bei 13–14mm unter
Durchtrennung der Pulley korrigiert. (Hiernach k(l)eine Einschränkung der passiven
Beweglichkeit!).
Ergebnis: Nach diesem Eingriff entsprach am 3. postoperativen Tag der erzeugte paretische Effekt
dem errechneten, der nur aufgrund der veränderten Abrollstrecke entstanden sein sollte.
Die erzeugte Parese nahm jedoch nach einem halben Jahr etwas ab. Es ließ sich somit
eine präoperativ bei 30° Blickbewegung zunehmende Esotropie von etwa 10° durch die
Faden-OP dauerhaft korrigieren. Damit konnte bei Patienten mit einer N.-VI-Parese
mithilfe dieses Eingriffs ein konkomitierender Bewegungsablauf geschaffen werden.
Bei Patienten mit einer Paralyse reichte der paretische Effekt im seitlichen Blickfeldbereich
allerdings nicht aus, was aber auch nicht erwünscht war, da dies eine Blickparese
bedeutet hätte.
Schlussfolgerung: Über eine Veränderung der Abrollstrecke wird mit der Faden-Operation ein definierbarer
paretischer Effekt geschaffen, der dauerhaft etwas unter dem des berechneten Wertes
liegt. Werden die „Pulley“ mit einbezogen, kann der paretische Effekt deutlich verstärkt
werden. Hierbei kommt es jedoch zu einer ausgeprägten Einschränkung der passiven Beweglichkeit
(Clark et al. (1999)). Der über diese beiden Methoden jeweils erzeugte paretische
Effekt basiert somit auf zwei verschiedene Mechanismen!