Die Stentangioplastie der arteriosklerotischen Karotisstenose hat sich als Alternative
zur gefäßchirurgischen Behandlung bei symptomatischen Patienten bewährt. Sie bietet
gegenüber der Operation besonders bei Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko mit
wesentlicher Komorbidiät mit Mehrgefäßerkrankung der supraaortalen Arterien, mit Tandemstenosen,
mit postoperativen Rezidivstenosen und bei nicht-arterioklerotischer Ursache der Stenose
durch ihre geringe Belastung für den Patienten, ihre hohe technische Erfolgsrate und
geringe Komplikationsrate Vorteile und hat sich bei der SAPPHIRE-Studie der gefäßchirurgischen
Behandlung in allen Belangen als überlegen erwiesen.
Der Eingriff ist bei symptomatischen Patienten mit einer mehr als 70% Karotisstenose
indiziert. Bei asymptomatischen Stenosen von mehr als 80% ist für den Patienten nur
ein Nutzen des Eingriffs gegeben, wenn seine Lebenserwartung 2 Jahre übersteigt und
die Komplikationsrate 2% unterschreitet. Kontraindikationen sind zirkulär verkalkte
Plaques, Knickstenosen und „schwierige“ Aortenbögen.
Die Technik ist weitgehend standardisiert: 6-F Schleuse in der ACC, Passage der Stenose
mit dem zerebralen Protektionsbesteck, Stenosendehnung, Stentplatzierung, In-stent-Dehnung
und Filterbergung. Alternativ kann eine zerebrale Protektion mit proximaler oder distaler
Ballonblockade eingesetzt werden. Nach angiographischer Dokumentation der Behandlung
und Kontrolle der Hirnarterien wird der Punktionsort mit einem Verschlusssystem versorgt.
Die Patienten werden mit 100mg Acetylsalicylsäure und 75mg Clopidogrel vor- und nachbehandelt.
Während der Intervention wird mit Heparin die aktivierte Gerinnungszeit über 200 s
gehalten. Filterthrombosierungen können so zuverlässig vermieden werden. Mit der Gabe
von 1mg Atropin vor der Dilatation konnten wesentliche Herzrhythmusstörungen vermieden
werden. Ob Statine die Langzeitergebnisse günstig beeinflussen, ist noch unbekannt.
Die technische Erfolgsrate erreicht bei einem eigenen Kollektiv von mehr als 2.300
Eingriffen 99%, die Rate bleibender neurologischer Schäden und Todesfälle innerhalb
von 30 Tagen liegt unter 2% und die Rate behandlungsbedürftiger Rezidivstenosen nach
einem Jahr um 1%. Ähnliche Zahlen weist das von der Deutschen Röntgengesellschaft
und der Deutschen Gesellschaft für Angiologie geführte Carotis-Register aus. Bei Hochrisikopatienten
haben zahlreiche Studien die Überlegenheit der endovaskulären Behandlung belegt. Gegenwärtig
laufen noch prospektiv randomisierte Studien in Deutschland (SPACE), England (ICSS),
Frankreich (EVS3) und den USA (CREST), deren Ergebnisse weitere Klärung über die Wertigkeit
der Stentangioplastie der Arteria carotis liefern werden.