Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2004; 30(3): 115
DOI: 10.1055/s-2004-824808
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Störungen im Gastrointestinaltrakt

Andreas H. Leischker1
  • 1St. Bonifatius Hospital Lingen
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Publication Date:
19 April 2004 (online)

Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes führen häufig zur Konsultation des Hausarztes oder des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Gastrointestinale Symptome wie zum Beispiel abdominelle Schmerzen oder Erbrechen können banale Ursachen oder aber eine lebensgefährliche Erkrankung als Ursache haben.

Der Hausarzt und der Arzt im ärztlichen Bereitschaftsdienst müssen Erkrankungen mit dringlicher Operationsindikation („akutes Abdomen”) schnell erkennen und in eine geeignete Klinik einweisen. Im nächsten Schritt muss entschieden werden, ob eine stationäre Diagnostik und Therapie erforderlich sind oder ob ambulant behandelt werden kann. Eine differenzierte Labordiagnostik - von einigen wenigen „trockenchemisch” bestimmbaren Parametern einmal abgesehen - steht im ambulanten Bereich in der Akutsituation meist nicht zur Verfügung. In der Arztpraxis kann die Diagnose oft durch eine Ultraschalluntersuchung eingegrenzt werden. Beim Hausbesuch muss sich der Arzt dagegen alleine auf Anamnese und körperliche Untersuchung verlassen. Hierfür ist neben entsprechenden Kenntnissen eine langjährige praktische Erfahrung erforderlich.

Die Einweisungsdiagnose stellt oft auch die Weichen für die weitere Versorgung in der Klinik - meist entscheidet sie darüber, ob ein Patient vom Chirurgen oder vom Internisten behandelt wird.

Führt eine probatorische Therapie zu keiner Beschwerdebesserung, muss die eigene Primärdiagnose kritisch hinterfragt werden. Da sich unter abdominellen Schmerzen sehr viele - teils auch lebensbedrohliche - Erkrankungen verbergen können, sollte der Patient in Zweifelsfällen immer stationär eingewiesen werden. Bei der Entscheidung zwischen ambulanter und stationärer Therapie spielt auch die eigene klinische Erfahrung eine Rolle.

Die Diagnostik und Therapie von Störungen des Gastrointestinaltraktes gehört zu den anspruchsvollsten ärztlichen Tätigkeiten: „Man benötigt zwei Jahre um zu lernen, wie man ein akutes Abdomen operiert. Zwanzig Jahre braucht man um zu lernen, in welchen Fällen man nicht operiert”.

Dr. Andreas H. Leischker

St. Bonifatius Hospital Lingen

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