psychoneuro 2004; 30(3): 169-173
DOI: 10.1055/s-2004-823786
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Die Katharsis bei Aristoteles, Bernays und Freud” von Juan Dalma[1] - Teil II

Francisco Pedrosa Gil1 , Gerald Kreft2
  • 1Psychosomatische Ambulanz, Medizinische Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Neurologisches Institut (Edinger-Institut), Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
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Publication History

Publication Date:
20 April 2004 (online)

Zusammenfassung

1963 veröffentlichte der Psychiater Juan Dalma (1895-1977) seine Thesen zum Konzept der Katharsis in der Psychotherapie. Insbesondere bezieht er sich auf die Forschungen des Altphilologen Jacob Bernays (1824-1881), eines Onkels von Sigmund Freuds Frau Martha. Dalma sieht hier einen Weg, auf dem das klassische Konzept der Katharsis zur Psychoanalyse gelangt sein könnte. Die ursprünglich in spanischer Sprache geschriebene Arbeit wird hier erstmals in deutscher Übersetzung, allerdings gekürzt, veröffentlicht. Eine rezeptionsgeschichtliche Einleitung der Übersetzer erschien in psychoneuro 2004; 30 [2].

1 Editorische Notiz: Juan Dalmas Artikel erschien 1963 in der spanischsprachigen Zeitschrift Revista de Psiquiatria y Psicologica Medica, die mittlerweile ihr Erscheinen eingestellt hat. Die folgende, von Francisco Pedrosa Gil und Gerald Kreft besorgte Übersetzung ins Deutsche kürzt das Ende des Originals [26]. Kursive Hervorhebungen und eingezogene Absätze wurden übernommen, nicht beibehalten wurde die Grosschreibung aller Buchstaben bei Familiennamen (z.B. FREUD). Im laufenden Text angegebene Seitenzahlen beziehen sich auf die von Dalma verwendete Literatur, die in den Bibliographischen Angaben am Ende des Textes aufgeführt ist. Zusätze der Übersetzer sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht bzw. erscheinen in den Fußnoten.

Bibliographische Angaben (des gekürzten Originaltextes):

  • 1 Aristoteles. Die Poetik. Übersetzt und erläutert von Stich H.  Leipzig, Reclam. 1887; 
  • 2 Bernays J. Zwei Abhandlungen über die aristotelische Theorie des Drama.  Berlin, Wilhelm Hertz. 1880; 
  • 3 Bourgey L. Observation et expérience chez les medicins de la collection hippocratique.  Vrin, Paris. 1953; 
  • 4 Ellenberger H. La psychiatrie et son histoire inconnue. L'Union Medicale du Canada.  Tome. 1961;  90
  • 5 Ellenberger H. Postkarte vom 8. Mai.  1962; 
  • 6 Ellenberger H. Postkarte vom 4. Oktober.  1962; 
  • 7 Fodor Gaynor. Dictionary of Psychoanalysis.  New York, Philosophical Library, 1950 (zitiert von Ellenberger, briefliche Mitteilung).
  • 8 Freud S. Gesammelte Schriften Band 1. Studien über Hysterie. Frühe Studien zur Neurosenlehrer.  Leipzig/Wien/Zürich [o.J.].
  • 9 Freud S. [Ausgew. v. hrsg. v. Ernst L. Freud] Briefe 1873-1939.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1960; 
  • 10 Freud S. [Ausgew. u. hrsg. von EL Freud). Obras.  Madrid. Edition Bibliotheca Nueva [o.J.].
  • 11 Freud S. Gesammelte Schriften. Aus den Anfängen der Psychoanalyse.  Briefe an W[ilhelm] Fließ. Wien, Imago [o.J.].
  • 12 Jones E. The life and work of Sigmund Freud. I.  Vol. New York, Basic Books [o.J.].
  • 13 Kouretas D. La catharsis dŽapres Hippokrate, Aristote et Breuer-Freud. Annales Medicales.  T. I., Athen. 1962; 
  • 14 Kouretas D. Aspects modernes des cures psychotherapiques praktiques dans le sanctuares de la Grece Antique.  Athen, [Commuication au XVIIe Congrès International D'Histoire de la Medicine, Athen 4.-14.9.1960.]. 1961; 
  • 15 Lain P Entralgo. Estudios de [historia de la medicina y de anthropologica médica].  Madrid, Ed[ition] Escorial, 194[3].
  • 16 Lain P Entralgo. Vestigos (Ensayos de crítica y de amistad).  Madrid, Espasa. 1948; 
  • 17 Moulnier L. Le pur et l'impur dans la pensée des grecs.  Paris, Klinseeck [o.J.].
  • 18 Walker H. Puner, Freud.. Su vida, su mente. Trad. Y present, por R[amon] Sarró. Ed.  Luis Miracle. Barcelona. 1951; 
  • 19 Wetz W. Shakespeare vom Standpunkt der vergleichenden Literaturgeschichte.  Ed. Reisz. Worms. 1890; 
  • 20 Bach HI, Jacob Bernays. Ein Beitrag zur Emanzipationsgeschichte der Juden und zur Geschichte des deutschen Geistes im neunzehnten Jahrhundert.  Tübingen, Mohr/Siebeck. 1974; 
  • 21 Behling K. Martha Freud. Die Frau des Genies.  Berlin, Aufbau. 2002; 
  • 22 Dalma J. Reminiscencias Culturales Clásicas en Algunas Corrientes de Psicologia Moderna.  Revista de la Facultad de Medicina de Tucumán. 1963;  5 301-332
  • 23 Freud S. Gesammelten Werke. 8. Auflage.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1978; 
  • 24 Freud S. Gesammelte Werke. Nachtragsband.  Frankfurt am Main, S. Fischer. 1987; 
  • 25 Jones E. Sigmund Freud. Leben und Werk. Band 1.  Frankfurt am Main, dtv. 1984; 
  • 26 Pedrosa F Gil, Kreft G. „Die Katharsis bei Aristoteles, Bernays und Freud” von Juan Dalma.  Psychoneuro. 2004;  30 112-114

1 Editorische Notiz: Juan Dalmas Artikel erschien 1963 in der spanischsprachigen Zeitschrift Revista de Psiquiatria y Psicologica Medica, die mittlerweile ihr Erscheinen eingestellt hat. Die folgende, von Francisco Pedrosa Gil und Gerald Kreft besorgte Übersetzung ins Deutsche kürzt das Ende des Originals [26]. Kursive Hervorhebungen und eingezogene Absätze wurden übernommen, nicht beibehalten wurde die Grosschreibung aller Buchstaben bei Familiennamen (z.B. FREUD). Im laufenden Text angegebene Seitenzahlen beziehen sich auf die von Dalma verwendete Literatur, die in den Bibliographischen Angaben am Ende des Textes aufgeführt ist. Zusätze der Übersetzer sind durch eckige Klammern kenntlich gemacht bzw. erscheinen in den Fußnoten.

2 Im Original irrtümlich „1892”; weiter unten nennt Dalma zutreffend das Jahr „1893”.

3 Aristoteles, nach seinem Geburtsort Stagira auch der Stagirite genannt. Wir danken Dr. Gerd Kimmerle, Tübingen, für diesen Hinweis.

4 Dalma bezieht sich hier vermutlich auf die Einleitung der »Poetik« durch H. Stich, für den der Streit um die richtige Auffassung der Aristotelischen Katharsis „bestimmt zu sein scheint, zu keinem völligen Ausgleich zu gelangen [...] ähnlich dem über die Entstehungsweise der homerischen Gedichte” ([1], S. 11).

5 Im Original irrtümlich „1878”; weiter unten gibt Dalma zutreffend die Jahreszahl „1880” an.

6 Dalma (oder Walker Puner bzw. Sarró, deren Texte uns nicht vorlagen) vermengte(n) offenbar folgende von Jones gemachten Angaben: Ein Sohn des Isaak Bernays, Michael Bernays, schwor seinem Glauben ab und wurde Deutschprofessor in München; ein anderer Sohn, Jacob Bernays, der in Heidelberg Latein und Griechisch lehrte, trug deshalb Trauer ([25], S. 127f). Allerdings irrte Jones darin, Jacob Bernays habe in Heidelberg unterrichtet; vielmehr wirkte er in Bonn und Breslau ([20], S. 110ff u. S. 146f; [21], S. 33f), was Dalma im weiteren Text auch beiläufig bemerkt. Im übrigen sprach Jones zutreffend von drei Brüdern ([25], S. 127f).

7 In dem von Dalma irrtümlich mit Datum vom „27.7.1881” zitierten Brief vom 23.7.1882 berichtete Freud seiner Braut von dem Gespräch mit einem alten Hamburger Kaufmann (also nicht mit Marthas Vater), bei dem er Briefpapier bestellte. Dieser erzählte, er sei in seiner Jugend Schüler des Rabbiners Issak Bernays gewesen und mit dessen Söhnen aufwachsen. Daraufhin streute Freud, ohne sich als Verlobter der Nichte des Isaak Bernays zu erkennen zu geben, unverfänglich ins Gespräch ein: „'Ich erinnere mich jetzt an zwei Namen, Michael Bernays in München, Jakob Bernays in Bonn'. Das sind sie, bestätigte er [der Kaufmann], es war noch ein dritter Sohn, der hat in Wien gelebt und ist dort gestorben. Ich [Freud] wusste auch von diesem dritten etwas, dessen Namen so hinter den Brüdern in den Hintergrund trat. Das reiche Wesen des Vaters hatte sich in den Söhnen geteilt. Der Vater war Sprachforscher, Schriftausleger und hatte bedeutende Kinder hinterlassen. So blieb denn der eine Sohn bei der Sprache stehen, deren Material die wissenschaftliche Arbeit seines Lebens mit Beschlag belegte, der andere lehrt noch jetzt den feinen Geschmack und die Weisheit schätzen, die unsere Dichter und Lehrer in ihre Schriften gelegt haben. Der dritte, ein ernster, verschlossener Mann, erfasste das Leben noch tiefer, als Wissenschaft und Kunst es vermögen; er war rein menschlich und schuf neue Schätze, anstatt alte auszulegen. Ehre seinem Andenken, der mir Marthchen geschenkt hat” ([9], S. 22). Zu dem hier angesprochenen dritten Sohn merkte der Herausgeber der Freud-Briefe an: „Berman Bernays (1826-1879), Marthas Vater ([9], S. 472). Dalma ist nicht aufgefallen, dass Freud jenes im Brief wiedergegebene Gespräch (sei es 1881, sei es 1882) nicht mit seinem 1879 verstorbenen Schwiegervater geführt haben kann.

8 Die Verlobung fand am 17. Juni 1882 statt ([25], S. 135). Zur Bedeutung dieses Irrtums von Dalma siehe Teil I dieser Veröffentlichung [26].

9 Freuds Kurzer Abriss der Psychoanalyse erschien erstmals 1924, zunächst in englischer Sprache; das deutsche Original wurde 1928 publiziert ([24], S. 810).

10 Die hier von Dalma genannte Quellenangabe ist nicht zutreffend. Die beiden folgenden Zitate entstammen den in eckigen Klammern genannten Publikationen Freuds.

11 Die Recherche dieser Textstelle verdanken wir Prof. Dr. Christfried Tögel, Uchtspringe.

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Francisco Pedrosa Gil

Psychosomatische Ambulanz

Medizinische Klinik, Innenstadtklinikum Ludwig-Maximilians-Universität

Pettenkoferstraße 10

80336 München

Email: Francisco.Pedrosa.Gil@pk-i.med.uni-muenchen.de

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