Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(1): R1-R28
DOI: 10.1055/s-2004-821346
KliMo-Refresher

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Refraktive Chirurgie

J. Kampmeier1 , C. W. Spraul1 , H.-J. Buchwald1 , K. Lang1
  • 1Augenklinik Universitätsklinikum Ulm
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Publication Date:
19 August 2004 (online)

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Epidemiologie

Von altersbedingten Funktionsstörungen des Auges abgesehen, ist wohl keine Veränderung so häufig wie die Kurzsichtigkeit. Sie liegt nach einer epidemiologischen Übersicht aus mehr als 20 Untersuchungen bei etwa 35 %. In einigen Industrienationen ist sie noch häufiger und erreicht in Fernost sogar 80 - 90 %. Ametropien geringen und mittleren Ausmaßes gelten nicht als Krankheit, obwohl sie so weit in der Bevölkerung verbreitet sind. Rund 60 % aller Deutschen ab 16 Jahren tragen eine Brille und weitere 3 % Kontaktlinsen. Der Anteil der Fehlsichtigkeiten steigt mit dem Lebensalter an. In Deutschland ist fast jeder Dritte zwischen 20 und 30 Jahren fehlsichtig. Zwischen 30 und 44 Jahren sind es 40 %, zwischen 45 und 59 Jahren 76 % und über 60 Jahre sind es 94 %. Ab dem 45. Lebensjahr wird auch die Presbyopie zu den Ametropien gerechnet.

In den letzten 2 Jahrzehnten hat sich mit der refraktiven Chirurgie

Die refraktive Chirurgie ist eine mikrochirurgische Disziplin zur Beseitigung von Ametropien.

eine neue augenärztliche mikrochirurgische Disziplin entwickelt, die auf die Beseitigung der Ametropien abzielt und dem neuen Anspruchsverhalten der Patienten in Richtung Lifestyle-Medizin entgegenkommt [[23]]. In den USA werden mittlerweile mehr refraktive Operationen durchgeführt als Kataraktextraktionen. In Europa zeigte sich von 2001 zu 2002 mit ca. 711 000 Operationen nur eine geringe Zunahme der refraktiven Eingriffe um 3 %. Innerhalb dieser allgemeinen Stabilität des Marktes zeigen sich jedoch starke Unterschiede zwischen den europäischen Staaten: Spanien (+ 23 %) und England (+ 45 %) zeigen eine Zunahme, Frankreich eine Stagnation, und Deutschland (- 29 %), Italien (- 30 %) und Schweden (- 17 %) eine Abnahme refraktiver Eingriffe (Tab. [1]). Bei der Häufigkeit

Die Häufigkeit der refraktiven Eingriffe liegt bei 0,1 - 0,2 % der Gesamtbevölkerung.

der refraktiven Eingriffe in Bezug auf die Gesamtbevölkerung zeigt sich im Jahr 2002 außer beim Spitzenreiter Spanien mit 0,78 % bei allen anderen Staaten ein Verhältnis im Bereich von 0,1 - 0,2 %.

Tab. 1 Anzahl refraktiver Operationen im europäischen Ländern 2001 2002 Frankreich 116 090 116 366 Deutschland 127 450 90 477 England 75 010 108 955 Italien 108 705 76 066 Spanien 255 260 312 744 Schweden 8080 6678 Europa 690 595 711 286

Auch innerhalb der operativen Methoden deutet sich ein Wandel an mit einer Abnahme der PRK um 11 % und einer Zunahme der LASIK (+ 5 %), der LASEK (+ 19 %) und den implantierten Intraokularlinsen (+ 46 %) (Tab. [2]).

Tab. 2 Anzahl refraktiver Operationen nach Operationsmethoden 2001 2002 PTK (phototherapeutische Keratektomie) 19 215 8 898 PRK (photorefraktive Keratektomie) 120 500 107 436 LASEK (laserepitheliale Keratomileusis) 32 555 38 738 LASIK (laserassistierte In-situ-Keratomileusis) 471 590 496 894 IOL/LASEK 1050 IOL/LASIK 8370 4727 IOL (Intraokularlinsen) 37 315 54 593 Total 690 595 711 286

Die Anzahl der refraktiv-chirurgisch tätigen Ophthalmologen ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Im Jahr 2003 gab es in Deutschland 550 Operateure, in Italien 650 und in Spanien 675, jedoch deutlich weniger in England (210) und Schweden (34). Der Spitzenreiter ist Frankreich mit 2150 Operateuren (Abb. [1]).

Abb. 1 Anzahl refraktiv-chirurgischer Ophthalmologen in europäischen Ländern.

Literatur

PD Dr. Jürgen Kampmeier
Prof. Dr. Christoph W. Spraul
Dr. Hans-Jürgen Buchwald
Prof. Dr. Gerhard Lang

Augenklinik Universitätsklinikum Ulm

Prittwitzstraße 43

89075 Ulm