Endoskopie heute 2004; 17 - P27
DOI: 10.1055/s-2004-820679

Kapselendoskopie nach Dünndarmtransplantation – Kasuistik und Literaturübersicht

C Benz 1, HP Behrenbeck 1, KTE Beckurts 1, AH Hölscher 1
  • 1Innere Medizin – Schwerpunkt Gastroenterologie, Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal

Einleitung: Die diagnostische Überlegenheit der Kapselendoskopie (KE) gegenüber anderen diagnostischen Verfahren bei der Indikation „Obskure intestinale Blutung“ ist in mehreren prospektiv randomisierten Studien belegt. Für andere Indikationen erlaubt die gegenwärtige Datenlage noch keine eindeutigen Empfehlungen. Nur sehr begrenzte Erfahrung zum Einsatz der KE gibt es bisher bei Patienten nach Dünndarmtransplantation (DTx). Dieser Fallbericht schildert die Befunde der KE 6 Wochen nach erfolgreicher DTx.

Fallbericht: Bei dem 37jährigen Patienten musste wegen einer Dünndarmgangrän eine subtotale Dünndarmresektion mit Duodenokolostomie durchgeführt werden. Grund hierfür war eine vollständige Embolisierung der A. mesenterica superior auf dem Boden eines Protein S- und C-Mangels. Der postoperative Verlauf war zwar komplikationslos, jedoch tolerierte der Patient die notwendige totale parenterale Ernährung nicht, so dass eine Listung zur DTx erfolgte. Diese konnte 7 Monate später komplikationslos und erfolgreich durchgeführt werden. Das postoperative Screening wurde durch eine KE(6 Wochen nach DTx) ergänzt. Hierbei fanden sich bei einer sehr langen Dünndarmtransitzeit von 7h 25min in den oralen und mittleren Dünndarmabschnitten segmental angeordnet ödematös aufgedunsene und verquollene sowie verplumpte Zotten, vereinzelte kleine Erosionen und fleck-und keulenförmig gestaute Lymphgefäße; im Ileum war der Befund unauffällig bis auf ein frisches fibrinbedecktes Ulcus an der Ileoascendostomie.

Diskussion: Die Befunde decken sich mit den in der Literatur beschriebenen, wobei bisher nur ein Abstrakt veröffentlicht ist, das die Befunde der KE bei 5 Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten nach DTx beschreibt. Danach passt das von uns beschriebene endoskopische Bild zu einem Zustand 6 Wochen nach DTx und deutet nicht auf eine Abstoßungsreaktion hin. Dies wird durch die weiteren Untersuchungen und insbesondere den klinischen Verlauf bestätigt.

Folgerungen: Trotz bisher nur sehr begrenzter Erfahrung scheint die KE nach DTx neben den üblichen Nachsorgeuntersuchungen eine sinnvolle Ergänzung zu sein, da mit diesem Verfahren erstmals das gesamte Transplantat endoskopisch nachuntersucht werden kann und einen Einblick in bisher unbekanntes Terrain gestattet. Inwieweit das kleine Patientenkollektiv klinisch davon profitieren wird, bleibt abzuwarten.