Endoskopie heute 2004; 17 - P13
DOI: 10.1055/s-2004-820665

Seltene Ursache für rezidivierende Cholangitiden und deren endoskopische Therapie bei Duodenalulkuspatienten

A Adler 1, W Veltzke 1, H Abou-Rebyeh 1, B Wiedenmann 1, RE Hintze 1
  • 1Medizinische Klinik m.S. Gastroenterologie, Hepatologie und Stoffwechsel, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Virchow-Klinikum, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie

Einleitung: Die häufigsten Ursachen für Cholangitis bei Erwachsenen aufgrund extrahepatischer Gallengangsobstruktion sind das Gallensteinleiden, maligne Erkrankungen und die chronische Pankreatitis. Für diese Entitäten gibt es eindeutig definierte endoskopisch interventionelle Vorgehensweisen. Umso schwieriger gestaltet sich die Diagnostik und Therapie bei selten auftretenden Ursachen, wie in der nachfolgend beschriebenen Patientenklientel.

Methodik: Von insgesamt 8598 ERCP’s im Zeitraum vom 01.11.98 bis zum 31.10.03 in unserer Endoskopieeinheit wurden bei 8 Patienten (6 x m, 2 x w; mittleres Alter: 58 Jahre, min. 47 bis max. 76 Jahre) retrograde Gallengangsdarstellungen mit einer gleichzeitig bestehenden Anamnese für Ulzera duodeni vor vielen Jahren (im Mittel: 21 Jahre; min 11 bis max. 38 Jahre) wegen Cholestase und Cholangitis durchgeführt. Bis auf einen Patienten mit Billroth-I-Situs war keine Ulkuschirurgie, sondern nur eine konservativ medikamentöse Therapie zur Ulkusabheilung durchgeführt worden.

Ergebnisse: In der endoskopischen Diagnostik stellte sich bei 7 Patienten eine narbige Verziehung und Verlagerung der Majorpapille bis in den deformierten Bulbus duodeni dar. Bei dem 1 Patienten mit Z.n. Billroth-I-OP befand sich die Majorpapille fast an der Gastrojejunostomie. Aufgrund der anatomischen Verlagerung war es zu filiformen narbigen DHC-Stenosen gekommen. Diese konnten endoskopisch durch Sphinkterotomie und Ballondilatationstherapie (n=4), bzw. durch anschließendes sukzessives Dreifach-Parallelstenting (n=4) über insgesamt 1 Jahr erfolgreich therapiert werden. Auch im Langzeitverlauf (mittlere Nachbeobachtung: 36 Monate; min. 11 bis max. 48 Monate) trat bei diesen Patienten keine Cholestase und Cholangitis mehr auf.

Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit unklarer Ursache für Cholestase und Cholangitis sollte immer nach einer Ulkusanamnese geforscht werden. Wenn eine narbige Papillenverziehung mit konsekutiver DHC-Stenose vorliegt, so ist eine primär endoskopische Therapie nachhaltig erfolgreich.