Endoskopie heute 2004; 17 - P2
DOI: 10.1055/s-2004-820654

Die Virtuelle Endoskopie des Mittelohres

HP Burmeister 1, T Rodt 1, S Bisdas 1, T Lenarz 1, H Becker 1
  • 1Neuroradiologie, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Die radiologische Beurteilung des Mittelohres wird durch die engen räumlichen Verhältnisse und die komplexen räumlichen Zusammenhänge zwischen den einzelnen anatomischen Strukturen erschwert. Die Virtuelle Endoskopie (VE) kann non-invasive, endoluminale 3D-Ansichten des Mittelohres erstellen und hilfreich bei der Beurteilung und Präsentation pathoanatomischer Befunde sein.

Methodik: Bei 121 Mittelohren ohne und 86 mit pathologischem Befund wurde eine helikale, dosisreduzierte MS-CT Untersuchung durchgeführt. Die Nachverarbeitung erfolgte anhand der rekonstruierten Schichtbilder (0.3mm Increment, 9.6cm FOV, high resolution bone algorithm) Mit der Surface-Rendering- und Volume-Rendering-Technik wurden standardisierte Ansichten der Ossikel und des Cavum tympani erstellt. Insgesamt 36 anatomische Strukturen wurden in den verschiedenen 2D- und 3D-Darstellungen bezüglich ihrer Darstellungsqualität miteinander verglichen.

Ergebnisse: Es konnte eine diagnostisch verwertbare Darstellung der knöchernen und muskulären Strukturen und der ggf. vorhandenen Prothesen erreicht werden. Bei der Darstellung der ligamentären Strukturen und der Ossikel waren die 3D-Verfahren der 2D-Darstellung überlegen. Das Verständnis der Ausprägung von Dysplasien und auch von Dislokationen der Ossikelkette oder der Prothesen konnte wesentlich verbessert werden. Die Virtuelle Endoskopie ermöglichte im Vergleich zur 2D-CT die bessere Identifizierung der Prothese und der Prothesenlage in 17 anstatt 6 von 28 Fällen.

Diskussion: Es gibt verschiedene Untersuchungen zur Darstellung von Mittelohrprothesen mittels 2D-CT und 3D-Darstellung, die jedoch offenlassen, welche Dimensionen die einzelnen, nur exemplarisch untersuchten Prothesendislokationen haben. Es lässt sich festhalten, dass mit fortschreitenden Erfolgen in der Exaktheit der Darstellung das Aufgabenfeld der Radiologie insofern erweitert wird, als dass sich eingehender mit der Thematik der Dysplasie, des Traumas und der Mittelohrprothetik beschäftigt werden muss.

Folgerungen: Bei Mittelohrdysplasien, persistierender Hörminderung nach Trauma und Z.n. Prothesenimplantation ermöglicht die VE eine deutlich verbesserte Beurteilung der Mittelohrstrukturen und hilft durch die multimediale Befundpräsentation, präzisere Therapieschemata zu erstellen.