Endoskopie heute 2004; 17 - V50
DOI: 10.1055/s-2004-820635

Einsatz eines selbstexpandierenden Plastikstents (Polyflex-Ösophagus-Stent) bei zwei Patienten mit iatrogener Ösophagusperforation

K Radecke 1, G Gerken 1, J Treckmann 1, A Frilling 1, U Treichel 1
  • 1Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinikum Essen

Einleitung:

Über den Einsatz von selbstexpandierenden Ösophagusstents bei Patienten mit nicht maligner Ösophagusperforation sind bisher wenige Einzelberichte veröffentlicht. Wir berichten über zwei Patienten mit iatrogener Ösophagusperforation, bei denen zur Abdichtung der Perforationsstelle ein selbstexpandierender Plastikstent (Polyflex-Ösophagus-Stent) eingesetzt wurde. Dabei handelt es sich um einen Silikon beschichteten Stent aus einem Polyester Geflecht (Fa. Rüsch, Kerpen).

Patienten:

Fall 1: Im Rahmen einer Mediastinoskopie wurde bei einer 78 jährigen Patientin der Ösophagus bei 23cm ab Zahnreihe (ZR) auf 2×1cm perforiert. Ein 18mm weiter, 12cm langer Polyflex Stent konnte ohne Durchleuchtung zwischen 17 und 29cm ab ZR platziert werden. Im weiteren Verlauf war die Patientin in der Lage ohne Beschwerden normale Kost zu schlucken. 438 Tage nach Stentimplantation zeigte sich am proximalen Stentende polypoid, hyperplastisches Gewebe, der Stent wurde komplikationslos gezogen. Die ehemalige Perforationsstelle war narbig zugeheilt. Ein abschließender Breischluck zeigte kein Paravasat. 3 Wochen nach Stententfernung war die Patientin weiterhin beschwerdefrei.

Fall 2: Im Rahmen einer transösophagealen Echokardiographie wurde bei einem 43 jährigen Patienten der Ösophagus bei 25cm ab ZR auf ca. 1,5×1cm perforiert. Zwischen 18 und 30cm ab ZR wurde nach Spülung und Entfernung von Speiseresten aus der Perforationsstelle ein 18mm weiter, 12cm langer Polyflex Stent implantiert. Unter intravenöser Antibiose war eine sich entwickelnde Mediastinitis rückläufig. 15 Tage nach Implantation konnte der Stent komplikationslos gezogen werden. Die Perforationsstelle war mit Granulationsgewebe verschlossen. Am distalen Stentende zeigte sich eine frische Ulzeration, die unter PPI Therapie abheilte. Nach Extubation des Patienten erfolgte ein oraler Kostaufbau. Der Patient konnte beschwerdefrei 4 Wochen nach erfolgter Perforation nach Hause entlassen werden.

Diskussion: In Einzelfällen kann durch den Einsatz des Polyflex-Ösophagus-Stent ein konservatives Vorgehen bei Patienten mit nicht-maligner Ösophagusperforation gerechtfertigt sein. Neben den geringeren Kosten liegt der Vorteil des Polyflex Stents gegenüber selbstexpandierenden Metallstents in der Möglichkeit einer einfachen Entfernung des Stents auch nach langem Zeitintervall.