Endoskopie heute 2004; 17 - V43
DOI: 10.1055/s-2004-820628

Bewertung der Adhäsionssonographie (AUS) für die Abgrenzung symptomatischer abdominaler Verwachsungen

HO Steitz 1, R Lang 1, A Lienemann 1, KW Jauch 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, Chirurgische Klinik und Poliklinik – Großhadern

Nach abdominalen Operationen entwickeln etwa 70% der Patienten Adhäsionen, davon werden 20% symptomatisch, 7% erreichen das Vollbild eines Obstruktionsileus, die Letalität beträgt 2%. Die Abgrenzung der symptomatischen Verwachsungen ist im weiten differenzialdiagnostischen Spektrum schwierig, im Hinblick auf die individuellen Risiken der Eskalation und die volkswirtschaftliche Problematik aber von großer Bedeutung.

Bei über 500 Patienten wurde AUS eingesetzt, die Befunde konnten bei über 380 Patienten operativ, davon bei über 200 Patienten laparoskopisch verifiziert werden. Das diagnostische Prinzip ist der Nachweis der atemmodulierten kranio-kaudalen Verschieblichkeit der Abdominalorgane gegenüber der Bauchwand mit nah auflösendem Linearschallkopf (5–7,5MHz) in der longitudinalen 10-Felder-Untersuchung.

Bei einer Prävalenz von 78% hatte AUS eine Sensitivität von 95% bei einer Spezifität von 97% und einem positiven Vorhersagewert von 89%. Drei Schweregrade der Adhäsionen konnten differenziert werden, die gut mit der gebräuchlichen klinischen und histopathologischen Klassifikation korrelierten. Insbesondere die chirurgisch relevanten, symptomatischen mittel- und hochgradigen Verwachsungen waren mit einer Sensitivität von 94% respektive 98% gut abgrenzbar. Bauchwandferne und Verwachsungen im Becken können mit der Methode allerdings nicht evaluiert werden, hier ist die cine-MRT das wichtigste komplementäre Verfahren. Eine Operationsindikation kann jedoch prinzipiell nur im Kontext einer klassischen Anamnese von Verwachsungsbeschwerden ausgeprochen werden.

Sellink-CT und konventionelles Enteroklysma werden nur selten als ergänzende Verfahren benötigt, Coloskopie sowie die konventionellen Applikationen von CT und MRT erlauben keine zuverlässigen Rückschlüsse auf relevante Adhäsionen. Die Indikation zur offenen oder laparoskopischen Adhäsiolyse symptomatischer Verwachsungen kann heute mit hoher Signifikanz bei kritischer Synopse der Befunde von Anamnese, AUS und cine-MRT gestellt werden.