Endoskopie heute 2004; 17 - V41
DOI: 10.1055/s-2004-820626

Kapselendoskopie zur Dünndarmdiagnostik – Indikationen, Ergebnisse und Limitationen bei 104 Untersuchungen

U Wahnschaffe 1, B von Lampe 1, M Zeitz 1, S Faiss 1
  • 1Medizinische Klinik I, Charité – Universitätsmedizin Berlin; Campus Benjamin Franklin

Einleitung: Die Kapselendoskopie ist ein neuartiges bildgebendes Verfahren in der Diagnostik verschiedener Dünndarmerkrankungen. Sie wird dabei zur Detektion unklarer gastrointestinaler Blutungsquellen sowie zur Detektion tumoröser oder entzündlicher Veränderungen eingesetzt. Anhand unserer ersten 104 Untersuchungen werden die Indikationen, die Ergebnisse aber auch die Limitationen der Kapselendoskopie dargestellt.

Material und Methoden: Seit Januar 2002 führten wir bei insgesamt 104 Patienten eine Kapselendoskopie durch. Indikationen waren die unklare gastrointestinale Blutung (n=56), Polyposis/Peutz-Jeghers Syndrom (n=13), Sprue/Lymphom (n=11), M. Crohn (n=11), sonstige (n=13). Bei allen Patienten war entsprechend der Indikation eine umfangreiche konventionelle Diagnostik vorausgegangen.

Ergebnisse: Bei den Patienten mit unklarer gastrointestinaler Blutung (n=56) konnte in 8 Fällen eine Dünndarmblutung detektiert werden. Bei 12 weiteren Patienten zeigten sich potentielle Blutungsquellen (Angiodysplasien n=11, segmentale Lymphangiektasie n=1). Bei 7 Patienten zeigten sich Sprue- bzw. Lymphom-typische Veränderungen, bei 13 Patienten Polypen oder Polypenknospen. Crohn-typische Veränderungen zeigten sich bei 6 Patienten. Je 1 Patient hatte ein Kaposi-Sarkom bzw. einen submukösen Tumor. 56 Patienten zeigten einen unauffälligen Befund. Bei 5 Patienten traten Komplikationen auf (Kapselretention im Dünndarm n=2, Kapselretention im Magen n=1, Schluckunfähigkeit der Kapsel n=2). Bei 9 Patienten hatte das Ergebnis der Kapselendoskopie eine unmittelbare therapeutische Konsequenz (Operation n=5, medikamentöse Therapie n=4). Lediglich bei 77% der Patienten kam es zum Erreichen des Zökums. Aufgrund von Verschmutzungen waren nur 62% der Untersuchungen uneingeschränkt beurteilbar. Kapselendoskopisch detektierte und endoskopisch erreichbare Befunde waren zumeist unterinterpretiert. Bei Patienten mit FAP bzw. Peutz-Jeghers-Syndrom wurden bis zu 3cm große Polypen kapselendoskopisch nicht detektiert.

Zusammenfassung: Die Kapselendoskopie ist eine neue, wenig belastende Untersuchungsmethode des Dünndarms, die neben den bekannten positiven Ergebnissen jedoch auch Limitationen aufweist und zumindest in unserem Patientengut nur in 9% zu unmittelbaren therapeutischen Konsequenzen führte.