Endoskopie heute 2004; 17 - V37
DOI: 10.1055/s-2004-820622

Prospektiver Vergleich der Kapselendoskopie mit Blutpoolszintigraphie/Angiographie bei akuter transfusionspflichtiger gastrointestinaler Blutung

N Krauss 1, J Hochberger 1, EG Hahn 1
  • 1Medizinische Klinik I, Universität Erlangen-Nürnberg

Einleitung: Die Kapselendoskopie (CE) als neues diagnostisches Verfahren zur direkten endoskopischen Beurteilung des Dünndarmes wies in mehreren Studien u.a. bei Blutungspatienten gegenüber der Jejunoskopie eine signifikant höhere Sensitivität auf. Bisher wurde jedoch kaum bei akuten transfusionspflichtigen Blutungen ein direkter Vergleich der Kapselendoskopie mit Blutpoolszintigraphie (BPS) oder Angiographie (ANG) durchgeführt.

Methodik: prospektive Studie mit 13 Pat. mit akuter, transfusionspflichtiger gastrointestinaler Blutung unbekannter Lokalisation. Vor der CE wurden jeweils Gastroskopie, Koloskopie, Jejunoskopie und Dünndarmdoppelkontrast nach Sellink durchgeführt, die alle unauffällig waren und keinen Hinweis auf die Blutungsquelle ergaben. Bei noch fortbestehender transfusionspflichtiger gastrointestinaler Blutung erfolgte durch einen verblindeten Untersucher die BPS bzw. ANG. Nach einer 10-stündigen Nüchternphase wurde dann die CE durchgeführt. Untersucht werden sollte die Sensitivität der CE im Vergleich zu den alternativen Untersuchungen.

Ergebnisse: 13 Pat. (6 weiblich, 7 männlich), Durchschnittsalter 65 Jahren, durchschnittlich 5,1 Blutungsepisoden, 15,5 Bluttransfusionen und 12,7 Voruntersuchungen. Bei einer Patientin konnte die Studie nicht abgeschlossen werden, da zum Zeitpunkt der BPS keine ausreichende Blutung mehr vorlag. 36 von 41 (88%) der pathologischen Befunde konnten durch die CE erhoben werden, jedoch nur 12% durch BPS / ANG. In keinem Fall wurden diese Untersuchungen insgesamt als unauffällig beschrieben. Pro Patient betrachtet wies die CE eine signifikant (p<0,01)höhere Sensitivität auf (73%) gegenüber den Vergleichsuntersuchungen BPS, bzw. ANG (Sensitivität 27%). Nebenwirkungen der Untersuchungen traten nicht auf.

Diskussion: Die CE ergab bei transfusionpflichtigen Blutungspatienten mit unbekannter gastrointestinaler Blutungsquelle eine signifikant höhere Sensitivität im Vergleich zu BPS und ANG. Eine breitere klinische Studie ist zu wünschen, bei engen Ein- und Ausschlusskriterien aber nur bedingt in kurzer Zeit zu erreichen.

Folgerung: die CE könnte sich als Standardverfahren bei Patienten durchsetzen, die nach standardendoskopischen Untersuchungen persisiterende transfusionspflichtige gastrointestinale Blutungen unbekannter Lokalisation aufweisen.