Endoskopie heute 2004; 17 - V34
DOI: 10.1055/s-2004-820619

Die Kapselendoskopie in der Diagnostik des Morbus Crohn: eine prospektive, monozentrische Vergleichsstudie mit der MR-Tomographie und dem konventionellen Enteroklysma

JG Albert 1, F Martiny 1, A Reißmann 1, K Stock 1, C Behrmann 1, CM Göbel 1, J Leßke 1, E Lotterer 1, HH Nietsch 1, WE Fleig 1
  • 1Universitäts-& Poliklinik f. Innere Medizin I (Direktor: Prof. Dr. W. E. Fleig), Medizinische Fakultät; Klinikum Kröllwitz; Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg

Einleitung:

Erstmals ist es durch die Kapselendoskopie (KE) nicht-invasiv möglich, Dünndarmaffektionen bei Morbus Crohn (MC) endoskopisch nachzuweisen. Die KE wird in dieser prospektiven Studie mit der MRT und dem Röntgen-Enteroklysma (EK) verglichen.

Methodik:

Eine Abklärung erfolgte in zwei Patientengruppen:

(A) Bei symptomatischem MC erfolgte primär ein EK zum Nachweis von Stenosen. Eine

hochgradige Stenose schloss die Durchführung der KE aus.

(B) Bei klinischem Verdacht auf einen MC. In dieser Gruppe war das EK optional.

Vor einer KE erfolgte eine Darmlavage (2–3l Klean-Prep®) sowie die Gabe von 80mg Simethicon p.o. (Espumisan®). Die MRT-Diagnostik folgte einem speziell entwickelten „MRT-Darm-Programm“ mit oraler Kontrastierung des Darmes sowie nach Gabe von Gadolinium i.v..

Ergebnisse:

40 Patienten (Frauen: 32; Männer: 8) im Alter von 18 bis 73 Jahren (Mittelwert 37, SD 13) wurden eingeschlossen. Bei vorbekanntem MC (n=20, Diagnose vor 7 bis 276 Monaten) bestand in 9 Fällen eine hochgradige Stenose. In dieser Patientengruppe war in 11 Fällen eine Darmoperation vorausgegangen (vor 7–141 Monaten). Bei Verdacht auf MC wurden bildgebend in 17 Fällen entzündliche Veränderungen nachgewiesen. Die Durchführung eines EK war hier in 14 Fällen erfolgt.

Ergebnisse siehe Tabelle 1 (Entzündung) & 2 (Stenosen):

n (gesamt)=40

(A) – MC vorbekannt (n=20)

EK

11/18

MRT

17/19

KE

11/11

(B) – Verdacht auf MC (n=20)

EK (n=14)

4/13

MRT

14/17

KE

17/17

Tabelle 1. Nachweis entzündlicher Veränderungen in der Bildgebung in beiden

Patientengruppen. KE bei Stenose nicht durchgeführt (n=9). Bei 3 Patienten Normal-Befunde.

(n=20)

Hochgradig

EK

7/8

MRT

7/9

KE

n.u.

US (n=18)

5/9

Geringgradig

EK

1/5

MRT

4/5

KE

3/5

US

1/5

Tabelle 2. Nachweis von stenotischen Veränderungen in Gruppe (A) – symptomatischer MC; US – abdomineller Ultraschall; in 6 Fällen keine Stenose.

Diskussion:

Die KE ist bei Verdacht auf MC sicher und mit einer hohen Aussagekraft einzusetzen. Bei symptomatischem MC erbringt sie in einzelnen Fällen wichtige zusätzliche Informationen. Hier muss allerdings eine Stenose sicher ausgeschlossen sein. Dies ist durch die MRT mit ähnlicher Nachweisgenauigkeit wie mit dem EK möglich. Das EK wird durch seine beschränkte Sensitivität in der Primärdiagnostik des MC zunehmend entbehrlich.