Endoskopie heute 2004; 17 - V33
DOI: 10.1055/s-2004-820618

Rezidivierende gastrointestinale Blutung aus einem Meckel'schen Divertikel: Stellenwert der Chirurgie bei Versagen der erweiterten Diagnostik mittels Kapselendoskopie

AS Taheri 1, TO Golda 1, M Reiser 1, S Michalski 1, M Schäffer 1, R Viebahn 1
  • 1Chirurgische Klinik, Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer

Einleitung: Die Detektion chronischer und akuter gastrointestinaler Blutungsquellen im Dünndarm stellt trotz moderner diagnostischer Verfahren wie konventioneller Endoskopie, konventioneller Angiographie, CT-Angiographie, Bloodpool-Szintigraphie und zuletzt Kapselendoskopie weiterhin eine Herausforderung des klinischen Alltag dar.

Ergebnis: Wir berichten über einen 39-jährigen Patienten mit rezidivierendem peranalen Teerstuhl- und Blutabgängen über einen Zeitraum von etwa 2 Jahren. Hierbei entwickelte der Patient eine ausgeprägte Blutungsanämie. Ösophagogastroduodenoskopische und koloskopische Untersuchungen im Verlauf hatten keine Blutungsquelle ausweisen können. In der Kapselendoskopie wurden Angiodysplasien im terminalen Ileum nachgewiesen. Dieser Befund korrelierte mit dem Bloodpool-szintigraphischen Nachweis einer Blutungsquelle im Bereich des terminalen/präterminalen Ileums. Trotz verstärkter Blutungen konnte jedoch konventionell-angiographisch und CT-angiographisch kein wegweisender Befund im Sinne einer Blutungsquelle erhoben werden. Während einer Hb-relevanten Blutungsepisode erfolgte eine explorative Laparotomie mit Intestinoskopie. Intraoperativ fand sich ca. 1 m proximal der Bauhin’schen Klappe ein 4,5cm langes, blutendes Meckel’sches Divertikel. Die retro- und antegrade Intestinoskopie konnte die kapselendoskopisch beobachteten Angiodysplasien nicht bestätigen. Die histologische Aufarbeitung des Meckel’schen Divertikels wies eine herdförmig entwickelte, heterotope Magenkorpusschleimhaut auf.

Schlussfolgerung: Trotz erweiterter diagnostischer Möglichkeiten einschließlich Kapselendoskopie bleibt die chirurgische Exploration, ggf. mit intraoperativer Intestinoskopie ein integraler Bestandteil der Diagnostik und Therapie gastrointestinaler Blutungen, insbesondere im Dünndarm.