Endoskopie heute 2004; 17 - V32
DOI: 10.1055/s-2004-820617

Einsatz der Kapselendoskopie im klinischen Alltag: Indikationen, Ergebnisse und Komplikationen

A Stelzer 1, S vom Dahl 1, D Häussinger 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Einleitung: Die Kapselendoskopie (Given Imaging®, Yoqneam, Israel) ist mittlerweile ein etabliertes Verfahren zur Detektion von Dünndarmerkrankungen, insbesondere von intestinalen Blutungen. Sie wird auch als neuer Goldstandard zur Diagnostik von Morbus Crohn im Dünndarm angesehen.

Methode: Es wurden insgesamt 62 abgeführte Patienten untersucht. Die Indikationen waren unklare gastrointestinale Blutungen (n=33), Tumorausschluss (n=9), chronisch abdominelle Beschwerden (n=10), Verdacht auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen (n=7) und Eiweißverlustsyndrom (n=3). Eine umfangreiche bildgebende Diagnostik war bei allen Patienten vorausgegangen.

Ergebnisse: Bei den Patienten mit unklarer Blutungsquelle (n=33, m:w 17:16, Alter: 65±11) fanden sich folgende Befunde: multiple Angiodysplasien im Jejunum und Ileum (6), Ileitis (1), Dünndarmpolypen (1) und ein Lipom (1). Allerdings fanden sich bei 3 Patienten auch Angiodysplasien im Coecum bzw. im C. ascendens. Es konnte bei allen Patienten mit Tumorverdacht (n=9, m:w 7:2, Alter: 62±10) eine Neoplasie ausgeschlossen werden. Ein Patient aus dieser Gruppe hatte eine FAP. Fasst man die Patienten mit den abdominellen Beschwerden und der Verdachtsdiagnose CED zusammen (n=17, m:w 8:9, Alter: 39±11) fanden sich folgende Befunde: apthöse Läsionen im Jejunum (1), Jejunitis (2), Ileitis (2) und Crohnstenose (1). Eine Ursache des Eiweißverlust-syndroms konnte bei den Patienten (n=3, m:w 3:0, Alter 52±23) nicht gefunden werden. 32 Patienten waren aufgrund von Verschmutzung nicht vollständig beurteilbar. Bei 9 Patienten passierte die Kapsel nicht die IC-Klappe und bei einer bettlägerigen Patientin nicht den Pylorus. Es traten 2 Komplikationen (Kapselretention bei Ileumstenose und Duodenaldivertikel) und 2 technische Defekte (größere Aufzeichnungslücken, eine defekte Kapsel) auf.

Schlussfolgerung: Die Kapselendoskopie stellt ein neues, relativ komplikationsloses, innovatives Verfahren in der Diagnostik von Dünndarmerkrankungen dar. Sie ist als Methode der ersten Wahl zur Diagnostik von Dünndarmerkrankungen zu sehen. Allerdings war im klinischen Alltag die Detektionsrate nicht so hoch, wie sie in der Literatur vor beschrieben war, deshalb sollte eine sorgfältige Indikationsstellung und Auswahl der Patienten erfolgen, um eine hohe ‘diagnostische Ausbeute’ zu sichern.