Endoskopie heute 2004; 17 - V31
DOI: 10.1055/s-2004-820616

Fallbericht eines Sprue-Patienten mit kapselendoskopisch ausgeprägter Zottenatrophie im gesamten Dünndarm

N Krauss 1, D Schuppan 1, EG Hahn 1
  • 1Medizinische Klinik I, Universität Erlangen-Nürnberg

Einleitung: die Kapselendoskopie (CE) hat sich in einigen Studien v.a. bei Blutungen gegenüber bisherigen Methoden zur Untersuchung des Dünndarmes bewährt. Ob die CE auch bei Spruepatienten im Rahmen der Erstdiagnose, zur Differentialdiagnose oder zur Beurteilung des gesamten Dünndarmes bei persisiterenden Beschwerden unter glutenfreier Diät sinnvoll eingesetzt werden kann, ist Gegenstand derzeitiger Untersuchungen. Interessant ist dabei auch die Frage nach der Ausbreitung der Mukosa-Veränderungen.

Methodik: Wir berichten den Fall eines 67-jährigen Patienten, der seit der Erstdiagnose der Sprue vor 6,5 Jahren eine strenge glutenfreie Diät einhält. Dennoch beklagte der Patient persistierende Beschwerden durch Diarrhoe, Dermatitis herpetiformis Duhring und Osteoporose.

Ergebnisse: Gewebstransglutaminase-IgA-Ak waren bei strenger Diät zum Zeitpunkt dieser Untersuchungen unauffällig. Gastroskopisch wurde eine Duodenitis mit Zeichen einer floriden Sprue (Marsh Typ IIIb) nachgewiesen. 8 Tage später wurde eine CE nach einer Nüchternphase von 10 Stunden durchgeführt, hierbei zeigte sich bei guter Darstellbarkeit der Zotten eine ausgeprägte Zottenatrophie (mind. Marsh IIIb entsprechend) im gesamten eingesehenen Dünndarm einschließlich Ileum.

Diskussion: die Ergebnisse der CE korrelieren gut mit den gastroskopischen Ergebnissen. Darüberhinaus konnte durch die CE nachgewiesen werden, dass die Veränderungen eben nicht nur die proximalen Anteile des Dünndarmes betreffen, sondern in diesem Fall alle eingesehenen Bereiche des Dünndarmes.

Folgerungen: durch erste CE-Erfahrungen wie diese bei Sprue-Patienten zeigt sich, dass eine CE bei guter Korrelation mit histologischen Ergebnissen neue Erkenntnisse bringen kann. Die Frage, wann eine CE bei diesen Patienten eingesetzt werden sollte, kann wahrscheinlich schon bald durch entsprechende Studienergebnisse beantwortet werden.