Endoskopie heute 2004; 17 - V29
DOI: 10.1055/s-2004-820614

Akute nekrotisierende Pankreatitis nach Duodenalbiopsie

A Schneider 1, M Krüger 1, J Behrends 1, S Bischoff 1, MP Manns 1, PN Meier 1
  • 1Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Literaturangaben über das Vorkommen eines Pankreas divisum schwanken zwischen 4–14%. Nur ca. 5% dieser Patienten werden symptomatisch. Als Auslöser für akute v.a. rekurrierende Pancreatitiden bei Pancreas divisum sind Stenosen der Minorpapille, auch Konkremente beschrieben. Dies ist die erste Fallbeschreibung einer schweren Pankreatitis, die durch eine Biopsie der Minorpapille ausgelöst wurde. Kasuistik: Zur Abklärung einer unklaren Gewichtsabnahme wurde bei einer 64 Jahre alten Patientin eine obere Intestinoskopie durchgeführt. Eine kleine polypöse Schleimhautveränderung im Duodenum wurde biopsiert. Wenige Stunden später entwickelte die Patientin eine akute Pancreatitis. Die bildgebende Diagnostik zeigte eine nekrotisierenden Pankreatitis bei Verdacht auf das Vorliegen eines Pancreas divisum. Die Patientin entwickelte ein Sepsissyndrom mit Verbrauchskoagulopathie und Kreislaufinsuffizienz. Die Beurteilung der videodokumentierten Intestinoskopie durch einen erfahrenen Untersucher ergab, dass es sich bei der vermeintlichen polypösen Schleimhautveränderung des proximalen Duodenums um die Minorpapille gehandelt hat. Die Patientin konnte nach 14 Tagen intensivmedizinischer Behandlung mit maschineller Beatmung und Peritonealspülung auf Normalstation verlegt werden. Weitere endoskopische Maßnahmen wurden nicht notwendig. Zusammenfassung: Bei Durchführung einer oberen Intestinoskopie mit Inspektion des Duodenums, sollte die Region der Major- und Minorpapille sicher lokalisiert werden, um versehentliche Verletzung z.B. durch Biopsieentnahmen in diesem Bereich mit unter Umständen schwerwiegenden Folgen zu vermeiden.