Endoskopie heute 2004; 17 - V16
DOI: 10.1055/s-2004-820601

Diagnostik und Therapie der Minorpapillenblutung als Komplikation bei Pancreas divisum

PN Meier 1, M Krüger 1, A Schneider 1, C Trautwein 1, MP Manns 1
  • 1Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover

Blutungen aus dem Pankreasgang (Hämosuccus pancreaticus) sind seltene gastrointestinale Blutungen. Hauptursachen sind rupturierte Gefäße einer Pankreaspseudozystenwand oder enzymatische Wandläsionen der A. lienalis mit Ausbildung eines Pseudoaneurysmas. Fall 1 ist ein 65jähriger Patient mit unauffälliger Anamnese, der seit 3 Jahren wegen unklarer intermittierender transfusionsbedürftiger gastrointestinaler Blutungen neben umfangreicher internistischer Diagnostik bereits eine Probelaparotomie erfahren hat, jeweils ohne Hinweis auf die Blutungsquelle. Dann fand sich bei erneutem Blutungsereignis Blutaustritt aus der Minorpapille. Es fand sich radiologisch jedoch keine Blutungsquelle, dafür im CT Hinweise auf eine kalzifizierende Pankreatitis und eine 1cm große Pseudozyste im Pankreaskopf. In der ERCP konnte ebenfalls eine Schmierblutung aus der Minorpapille beobachtet werden, eine daraufhin durchgeführte Pankreatikoskopie über die Minorpapille zeigte Blutschlieren, jedoch keine erklärende Ursache. Aufgrund erneuten schweren Hb-Abfalls wurde der Patient operiert. Dabei fand sich ein Aneurysma der A. lienalis, das übernäht wurde, außerdem wurde eine pyloruserhaltene Pancreatico-Duodenektomie, eine zentrale Pankreasteilresektion und eine zentrale Ligatur der A. lienalis vorgenommen. Fall 2 ist eine 39jährige Patientin mit unauffälliger Anamnese, die mit massiver Blutung in einem auswärtigen Krankenhaus aufgenommen wurde, es fand sich eine Blutung aus der Minorpapille. Angiografisch keine Anomalie oder Blutungsläsion. In einer anschließenden ERCP zeigte sich eine pulsierende Blutung aus der Minorpapille. Nach KM-Injektion war ein Kontrastmittelabstrom über ein venöses Gefäß ca. 5mm hinter dem Papillenostium erkennbar. Eine erneute Angiographie zeigte wiederum keine Auffälligkeiten. Daraufhin erneute ERCP und Injektion von 1ml Lipiodol/ Glubran-II-Gemisch in die Minorpapille. In beiden Fällen nach Intervention komplikationsloser Verlauf. Auffällig ist, dass die radiologische Bildgebung jeweils keinen Hinweis auf die Blutungsquelle bot und in beiden Fällen ein Pankreas divisum vorlag. Sofern eine endoskopisch erreichbare Läsion darstellbar ist, kann unter engmaschiger Kontrolle möglicher Komplikationen eine endoskopische Blutungsstillung versucht werden.