Endoskopie heute 2004; 17 - V10
DOI: 10.1055/s-2004-820595

Erfolg endoskopischer Therapie bei traumatischen Gallengangsverletzungen

A Adler 1, W Veltzke 1, H Abou-Rebyeh 1, B Wiedenmann 1, P Neuhaus 1, RE Hintze 1
  • 1Medizinische Klinik m.S. Gastroenterologie, Hepatologie und Stoffwechsel, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Virchow-Klinikum, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie

Einleitung: Für die endoskopische Diagnostik und Therapie von Gallengangsverletzungen durch stumpfe Bauchtraumata vor allem im Rahmen von Verkehrsunfällen (z.B. Steuerrad, Gurt) gibt es keine einheitlichen Richtlinien. Insbesondere die Abgrenzung zum chirurgischen Vorgehen ist unklar.

Methodik: Von insgesamt 8598 ERCP’s im Zeitraum vom 01.11.98 bis zum 31.10.03 in unserer Endoskopieeinheit wurden bei 12 Patienten (8 x m, 4 x w; mittleres Alter: 47 Jahre, min. 12 bis max. 79 Jahre) retrograde Gallenwegsdarstellungen wegen stumpfen Bauchtraumata durchgeführt. Die Indikation hierzu bestand in der biliären Leckage mit Peritonitis oder in Cholestase/Cholangitis.

Ergebnisse: Durch die ERC wurde bei 6 Patienten eine Ruptur des DHC oder eines Hepaticushauptastes mit einem Durchmesser <5mm gefunden, bei 3 Patienten mit einem Durchmesser >5mm und bei weiteren 3 Patienten Stenosen im zentralen Gallenwegssystem festgestellt. Die Leckagen <5mm wurden primär geschient und gestentet und die durch bereits eingetretene Verwachsungsvorgänge resultierenden Stenosen ballondilatiert und anschließend über 1 Jahr mit 3-fachem Parallelstenting als anhaltende Dilatationsmaßnahme versorgt. Im bisherigen Langzeitverlauf (mittlere Nachbeobachtung: 32 Monate, min. 14 bis max. 45 Monate) waren diese Patienten beschwerdefrei. 3 Patienten mit Leckagen >5mm mussten primär chirurgisch therapiert werden und sind nach längeren Intensivstationsaufenthalten auch bedingt durch septische Zustände und andere schwerwiegende Organschäden ebenfalls derzeit beschwerdefrei.

Schlussfolgerungen: Bei Gallengangsverletzungen durch stumpfe Bauchtraumata sollte in enger Abstimmung mit dem Abdominalchirurgen nach endoskopisch retrograder Diagnostik bei kurzstreckigen Leckagen und narbigen Stenosen primär eine endoskopische Therapie versucht werden. Bei Leckagen über 5mm Durchmesser ist nach entsprechender ERC-Visualisierung ein sofortiges chirurgisches Vorgehen indiziert.