Endoskopie heute 2004; 17 - V9
DOI: 10.1055/s-2004-820594

Die Chromoendoskopie ist der Standard-Koloskopie hinsichtlich der Differenzierung hyperplastischer vs. neoplastischer Läsionen nur bei Polypen <5mm überlegen: Eine prospektiv randomisierte Studie

N Stergiou 1, A Neudahm 1, D Menke 1, A Riphaus 1, T Wehrmann 1
  • 1Medizinische Klinik I, Klinikum Hannover Siloah

Einleitung: Die Chromoendoskopie erlaubt die intravitale Differenzierung neoplastischer und hyperplastischer Läsionen im Kolon. Ziel unserer Studie war der Vergleich der Chromoendoskopie des Kolons mit der Standard-Koloskopie hinsichtlich der Möglichkeit einer Prädiktion der zu erwartenden Histologie.

Material und Methode: Es wurden 126 konsekutive Patienten zur Screening-koloskopie (mittleres Alter 68,4±9,8 Jahre, 59 weiblich) mittels hochauflösender Videokoloskopie (CF 145 I, CF 160I, Olympus, Hamburg) untersucht. Bei Nachweis polypoider Läsionen wurden diese randomisiert entweder unter Einsatz der Indigokarmin-Färbung (0,4%-ige Lösung, Applikation mittels Sprühkatheter) oder ohne diese hinsichtlich der zu erwartenden Histologie (hyperplastisch vs. neoplastisch) eingeschätzt. Hierzu wurden bei der Chromoendoskopie die Pit-pattern-Stadien I und II als hyperplastisch, die Stadien III-V als neoplastisch gewertet. In der Gruppe ohne Färbung erfolgte die Differenzierung anhand der mittels Konturanhebung (Evis Exera, Olympus, Hamburg) erkennbaren Oberfläche: Polypen mit einer punktförmigen Oberflächenzeichnung wurden als hyperplastisch und solche mit einer grubenförmigen Zeichnung als neoplastisch beurteilt. Sämtliche Läsionen wurden mittels Schlingenresektion oder mit der Zange entfernt. Die Prädiktion wurde mit dem endgültigen pathologischen Ergebnis verglichen, wobei eine zusätzliche Unterteilung der Läsionen in Abhängigkeit von der Polypengröße erfolgte (=5mm vs. >5mm).

Ergebnis: Es wurden insgesamt 275 Läsionen detektiert und beurteilt. Insgesamt fand sich eine Überlegenheit der Genauigkeit der Prädiktion durch den Einsatz der Chromoendoskopie. Diese Überlegenheit war jedoch nur bei Polypen=5mm bedeutsam. Bei größeren Läsionen war das Ergebnis der Prädiktion beider Gruppen vergleichbar.

Gesamt

Gruppe=5mm

Gruppe >5mm

Nativ

Chromo

Nativ

Chromo

Nativ

Chromo

Polypen (N)

148

127

72

49

76

78

Sensitivität

80%

90%

60%

84%

90%

93%

Spezifität

87,5%

88,6%

93,7%

87,5%

85,7%

85,7%

Genauigkeit

82

90

75

86

90

92

PPW

93

93,8

87

87,5

96,3

96,4

NPW

67,7

83

65,2

84

66,7

75

Schlussfolgerung: Der Einsatz der Chromoendoskopie zur intravitalen Prädiktion der zu erwartenden Histologie erscheint nur zur Beurteilung kleiner Polypen erforderlich.