Endoskopie heute 2004; 17 - V7
DOI: 10.1055/s-2004-820592

Endoskopische Bergung eines in der Ileozoekalklappe fixierten dislozierten Ösophagusstents

W Mohl 1, A Schneider 1, MP Lutz 1
  • 1Medizinische Klinik – Gastroenterologie, Caritasklinik St. Theresia, Saarbrücken

Einleitung: Die Einlage selbstexpandierender Metallstents zur Palliation maligner Stenosen des Gastrointestinaltrakts, insbesondere des Ösophagus, ist heute therapeutischer Standard. Eine relevante Komplikation ist die Dislokation des Stents, meist nach distal innerhalb des Ösophagus oder in den Magen. Extraktionstechniken hierfür sind kasuistisch beschrieben. Bei Dislokation bis in den unteren Gastrointestinaltrakt passiert der Stent gewöhnlich auch den Analkanal. Eine Retention im unteren Gastrointestinaltrakt ist selten beschrieben, ein Standardvorgehen nicht bekannt.

Fallbericht: Ein 71jähriger Patient mit Plattenepithelkarzinom im mittleren Ösophagusdrittel wurde palliativ mit einem selbstexpandierenden beschichteten Nitinolstent (Ultraflex 12cm Länge, 17mm Dicke, 9cm gecovert) versorgt. Gut 3 Wochen später beklagte er eine progrediente Dysphagie. Bei der Ösophagoskopie zeigte sich eine hochgradige, nicht passierbare Stenose ohne Stent. In der radiologischen Abdomenübersichtsaufnahme wurde der Stent im rechten Unterbauch lokalisiert. Bei einer Koloskopie zeigte sich der Stent längs in der Ileozoekalklappe feststeckend. Durch Greifen mit der Polypektomieschlinge in Stentmitte gelang die Extraktion problemlos. Es verblieben lediglich geringe erosiv-entzündliche Veränderungen im terminalen Ileum.

Diskussion: Wir beschreiben den sehr seltenen Fall einer Impaktation eines dislozierten selbstexpandierenden Ösophagusmetallstents im terminalen Ileum und eine einfache, überall verfügbare Technik zur Extraktion. Bei Dislokation eines Metallstents sollte – soweit dieser bei einer Ösophagogastroduodenoskopie nicht aufgefunden werden kann – unseres Erachtens primär eine Abdomenübersichtsaufnahme angefertigt werden. Wenn eine Lokalisation im Kolorektum wahrscheinlich ist, kann ein koloskopischer Extraktionsversuch unternommen werden.